Rohstoffe Gold knackt 1000-Dollar-Marke

Ein neuer Höchststand: Erstmals erreicht der Goldpreis 1000 Dollar. Damit folgt der Kurs des Edelmetalls der Vorgabe anderer Rohstoff-Kurse. Der Grund für den Goldboom: Ein schwacher Dollar und Unsicherheiten aus der Hypothekenkrise.

Gold ist so teuer wie nie. Am Terminmarkt knackte das Edelmetall erstmals die Marke von 1000 Dollar pro Feinunze. Auch am Spotmarkt näherte sich der Goldpreis der magischen Marke und setzte mit 996,70 Dollar je Feinunze ein Rekordhoch.

Wegen des Verfalls des US-Dollars suchten Investoren nach alternativen Anlagemöglichkeiten, begründeten Händler den Run auf das Edelmetall. Die Anleger ziehen sich aus dem Dollar zurück, weil sie eine stärkere Abschwächung der Konjunktur und ein Anziehen der Inflation in den USA befürchten, sowie noch schlimmere Folgen der US-Hypothekenkrise. Das Geld fließt damit verstärkt in den Euro mit seinem höheren Zinsniveau sowie in "sichere Häfen" wie Gold. Auch der Rohöl-Markt ist deshalb verstärkt zu einer Arena für Spekulanten geworden. Versuche, die Stimmung zu beruhigen, verpufften bisher schon nach kurzer Zeit, so wie die Ankündigung milliardenschwerer Finanzspritzen für den Geldmarkt durch führende Notenbanken.

"Es ist offensichtlich wegen des Dollars", sagte Michael Lewis, Leiter des Rohstoffresearch bei der Deutschen Bank. "Ich glaube, dass es noch weiteres Aufwärtspotenzial für Gold und Edelmetalle insgesamt gibt. Die amerikanische Notenbank Fed wird weiterhin für ein sehr negatives Zinsumfeld sorgen und das ist gut für Gold", ergänzte er. Der Dollar erreichte am Donnerstag ein Rekordtief zum Euro. Der Goldpreis hat in diesem Jahr 20 Prozent zugelegt, im abgelaufenen Jahr waren es 37 Prozent. Getrieben wurde der Preis vor allem von der Sorge vor Inflationsrisiken angesichts eines hohen Ölpreises.

Bei den Basismetallen erreichte Zinn ein Allzeithoch, getrieben von der Sorge nach Lieferengpässen bei Produzenten in Afrika und Asien. Der Kupferpreis stabilisierte sich auf hohem Niveau bei 8425 Dollar. Auch hier klettern die Preise wegen Sorgen vor Lieferengpässen und der starken Nachfrage aus China.

Auch Öl auf Höchststand

Der Ölpreis schwang sich ebenfalls auf Höchststände: er kletterte auf bis zu 111 Dollar je Barrel (159 Liter) US-Leichtöl. Auch ein Fass der Nordseesorte Brent kostete mit über 107 Dollar so viel wie noch nie zuvor. "Treiber sind der Dollar, spekulative Käufe und geopolitische Gründe", sagte ein Analyst.

Die Rekordjagd des Euro schürt Sorgen in der deutschen Wirtschaft, weil dadurch ihre Waren im außereuropäischen Ausland teurer werden. Schlüsselbranchen wie Autohersteller und Maschinenbau fürchten um ihre Exportchancen. Viele Unternehmen beschleunigen ihre Pläne für eigene Werke in den USA, um den Wechselkursnachteil auszugleichen. Der hohe Ölpreis in Kombination mit dem starken Euro belastet insbesondere energieintensive Branchen wie die Chemieindustrie und die Metallverarbeitung.

Keine rosigen Aussichten für US-Wirtschaft

Seit dem Ausbruch der amerikanischen Hypothekenkrise im vergangenen Sommer hat der Dollar im Vergleich zu vielen wichtigen Währungen dramatisch an Wert verloren. So gewann der Euro zur US-Währung seit August 2007 um über 20 Cent oder rund 15 Prozent an Wert. Experten rechnen mit weiteren Zinssenkungen in den USA, was die Talfahrt des Dollar weiter anfeuern dürfte. Zugleich versicherte US-Präsident George W. Bush am Vortag im US-Fernsehen, er sei "absolut" für einen stabilen Dollar.

Jüngste Analysen zur Entwicklung der US-Wirtschaft sehen nicht rosig aus. Die Postbank rechnet bis zum späten Frühjahr mit einer Konsumflaute in den USA. "Angesichts der Eintrübung am Arbeitsmarkt und Rekordständen beim Ölpreis wird sich die Laune der Konsumenten wohl nicht so schnell heben", hieß es. Auch die Commerzbank rechnet mit einem schwachen Konsum. Dabei spielen die amerikanischen Verbraucher eine entscheidende Rolle für die US-Konjunktur.

Spekulation sorgt für steigende Preise

"Fundamentaldaten spielen im aktuellen Marktumfeld kaum eine Rolle", unterstrich Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank. So sprächen die überraschend robusten Öllagerbestände aus den USA eigentlich für sinkende Ölpreise.

Reuters
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