Tarifstreit Post will nicht auf Verdi-Ultimatum eingehen

Die Verhandlungen über neue Tarife zwischen Verdi und der Deutschen Post sind festgefahren. Die Post lehnt ein Ultimatum von Verdi ab. Die Gewerkschaft droht nun mit einem unbefristetem Streik.

Bei der Deutschen Post steht im Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Verdi ein unbefristeter Streik unmittelbar bevor. Die Post will sich einer von der Gewerkschaft gestellten Frist zur Annahme eines Verdi-Vorschlags nicht beugen, wie ein Sprecher am Donnerstag klarmachte. "Das Stellen eines einseitigen Ultimatums zwischen Tarifverhandlungspartnern ist für uns nicht nachvollziehbar und lässt jeglichen Willen zu einer Einigung am Verhandlungstisch vermissen", warf er Verdi vor. "Ohne Option zur Verhandlung und verbunden mit der Drohung zum sofortigen Abbruch der Tarifverhandlungen im Falle einer Nichtannahme kommt dies einem einseitigen Diktat gleich."

Die Post werde "ungeachtet irgendwelcher Drohkulissen Anfang der nächsten Woche" zu dem Verdi-Vorschlag Stellung nehmen, sagte der Sprecher. Verdi hatte der Post dagegen nur eine Annahmefrist bis 16.00 Uhr am Donnerstag eingeräumt. Bei einer Ablehnung des Angebots durch die Post seien die Tarifverhandlungen gescheitert, hatte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis erklärt. Dann würde ein unbefristeter Streik auf die bisherigen Warnstreiks folgen. Die Verbraucher müssen sich dann auf leere Briefkästen und eine verspätete Auslieferung von Paketen einstellen. Die Gewerkschaft werde sich vor Ende des Ultimatums nicht weiter äußern, sagte ein Gewerkschaftssprecher.

Post will Personalkosten einsparen

Das Verdi-Angebot zielt darauf ab, dass die Post die Mitarbeiter aus 49 neu gegründeten Firmen mit geringeren Löhnen künftig nach dem besser dotierten Haustarifvertrag bezahlt. Im Gegenzug will die Gewerkschaft in diesem Jahr unter anderem auf eine lineare Lohnerhöhung für die rund 140.000 Tarifbeschäftigten des Konzerns verzichten. Verdi sind die geringeren Entgelte in den neuen Firmen ein Dorn im Auge, das Klima zwischen beiden Seiten ist vergiftet.

"Wir sind nach erster Augenscheinnahme skeptisch, ob der Vorschlag einen Beitrag zur langfristigen Lösung unseres bestehenden Wettbewerbsnachteils leisten kann", betonte der Post-Sprecher. Die Forderungen fielen zum Teil zudem hinter das zurück, was bereits vereinbart worden sei. Die Post beklagt seit langer Zeit, dass ihre Personalkosten in Deutschland deutlich über denen ihrer Wettbewerber liegen. Konzernchef Frank Appel will dies ändern.

Reuters
ono/Reuters