Kinderversicherungen Police unterm Tannenbaum

Damit es den lieben Kleinen auch im Alter noch gut geht, verschenken Eltern und Großeltern gern Kinderversicherungen. Was die Angebote taugen.

Tabaluga, Biene Maja oder Fix und Foxi - mit den Lieblingen der Kinder werben inzwischen über 20 Versicherer um das Vertrauen von Eltern und Großeltern. Anstatt Barbies oder Polizeiautos zu verschenken, sollen sie lieber für die Zukunft ihrer Kleinen finanziell vorsorgen. Das Geschäft mit den Kinderversicherungen läuft prima: Bei der Aspecta-Versicherung ist es das zurzeit erfolgreichste Produkt. Längst wird mit den Versicherungen nicht mehr auf das erste gebrauchte Auto gespart. Die neuen Renner laufen fast ein ganzes Leben lang und sollen das Enkelchen vor Altersarmut bewahren.

Wie geht das? Es werden fondsgebundene Rentenversicherungen angeboten, in die bis zu 60 Jahre lang monatlich eingezahlt wird. Am Ende der Laufzeit kann man sich das Geld als einmalige Summe oder als monatliche Rente auszahlen lassen. Die Sparraten werden in Fonds investiert. Bei guten Angeboten fallen dafür keine Kosten (Ausgabeaufschläge) an. Wird 60 Jahre lang eingezahlt, gehen die Knirpse laut Versprechungen der Branche bei Laufzeitende als Millionäre in Rente. Das funktioniert aber nur, wenn die Zinssätze hoch sind. Wer zum Beispiel monatlich die Hälfte des Kindergeldes (77 Euro) zu neun Prozent anlegt, hat nach 60 Jahren rund zwei Millionen Euro angespart. Bei einer jährlichen Verzinsung von sechs Prozent beträgt das Guthaben etwa eine halbe Million Euro. Bei 3,5 Prozent Zinsen nur knapp 200 000 Euro.

Wie viel kassiert der Fiskus?

Eine private Rentenversicherung zahlt nach Vertragsablauf eine lebenslange Rente. Oder die gesamte Summe wird ausbezahlt. Bei Verträgen, die seit dem
1. 1. 2005 abgeschlossen werden, muss die Hälfte des Ertrags (Differenz zwischen Auszahlung und den eingezahlten Beiträgen) versteuert werden (Halbeinkünfteverfahren). Vorausgesetzt, die Police läuft mindestens zwölf Jahre lang und wird nach dem 60. Lebensjahr ausgezahlt. Für die klassische Renten- versicherung wie auch für die fondsgebundene Variante ist mit dem neuen Gesetz der Steuersatz für den Ertragsanteil gesunken: Für einen 60-Jährigen von 32 Prozent auf 22 Prozent. Wer die Privatrente ab 65 bezieht, zahlt auf seine Erträge nur noch 18 Prozent Steuern.

Die meisten Policen sind mehr als nur Sparverträge. Sie sind gespickt mit zusätzlichen Versicherungsleistungen - und hier wird das Geschäft kritisch: Das Junior-Konzept der Aachen Münchener beispielsweise ist gleichzeitig auch Unfallversicherung. Bei der Hanse Merkur sind kosmetische Operationen, Zahnersatz oder - bei Invalidität - die Kosten für Nachhilfeunterricht mitversichert. Diese Extras machen die Verträge teuer. Und es kommt zu unnötigen Doppelversicherungen, wenn man bereits eine Unfallversicherung abgeschlossen hat.

Wer es sich leisten kann, für seine Kinder anzusparen, sollte dies unbedingt tun. Aber das Geld in eine fondsgebundene Versicherung zu investieren heißt auch Verzicht auf Netz und doppelten Boden. Eine garantierte Verzinsung gibt es nicht. Alles hängt von der Wertentwicklung der Fonds ab. Und wer weiß schon, ob der Filius, wenn er den Vertrag mit 18 übernimmt, nicht lieber kündigt, um das bis dato angesparte Geld auf den Kopf zu hauen? Übrigens zeigt die Statistik: Rund die Hälfte aller Lebens- und Rentenversicherungen wird vorzeitig gekündigt, weil das Geld früher im Leben gebraucht wird.

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Elke Schulze