Beste Ausbilder Was die Deutsche Telekom Auszubildenden in Sachen KI bietet

capital
  • von Marius Ochs
Magentafarbenes Fahrzeug der deutschen Telekom mit Firmenlogo hinter einer Hecke
Die Deutsche Telekom hat kein Nachwuchsproblem. Der Konzern bekommt jedes Jahr Tausende Bewerbungen
© CHROMORANGE / Martin Schroeder / Imago Images
Die Deutsche Telekom sucht mit einem neuartigen Auswahlsystem geeignete Bewerber für passende Ausbildungsberufe aus. Marina Kuttig erklärt, wie KI bei der Ausbildung zum Einsatz kommt.

Frau Kuttig, die Deutsche Telekom bietet ein neues duales Studium an: einen Bachelor in künstlicher Intelligenz. Was hat es damit auf sich? 
Seit Jahren können Berufsanfänger bei uns viele technische Studiengänge wählen, etwa Informatik oder Wirtschaftsinformatik. Wir legen dabei Wert auf eine Vertiefung in Bereichen, die für uns relevant sind, etwa auf Data Science und seit diesem Jahr eben auch auf künstliche Intelligenz. Die Studierenden lernen mathematisch-analytische Grundlagen, Informatik- und Programmierkenntnisse, spezifische KI-Methoden, Datenkompetenzen sowie interdisziplinäre Fähigkeiten. 

Welchen Stellenwert hat KI für die Mitarbeiter der Deutschen Telekom?
KI ist kein Trendthema, sondern verändert grundsätzlich unsere Arbeitsabläufe. Wir schulen sowohl unseren Nachwuchs als auch ältere Mitarbeiter. Für die Zukunft ist klar: Wer KI ignoriert, muss sich Sorgen machen, wer KI klug einsetzt, wird gefragt sein.

Sie setzen KI also auch in der Ausbildung ein?
Grundsätzlich ja. Wir führen die jungen Menschen in der Praxis an das Thema heran. Wir planen etwa Netze mithilfe von KI. Bei der Wegeführung, etwa um ein Neubaugebiet ans Netz zu bringen, hilft uns KI bei der optimalen Planung. Die Auszubildenden kriegen das dann live mit.

Bei Ihnen gehen pro Jahr 30.000 Bewerbungen ein, rund 1700 Azubis und dual Studierende haben 2025 bei der Telekom angefangen. Wie erreichen Sie so viele junge Menschen? 
Wir sind als Marke bundesweit bekannt, stehen für Stabilität und haben einen guten Ruf. Darüber hinaus sind wir auf den wichtigen Kanälen vertreten: Jobmessen, Arbeitsagentur, Social Media. Vor zwei Jahren haben wir unseren gesamten Recruitingprozess umgestellt. Die jungen Menschen lernen bei uns schon während der Bewerbung.

Was meinen Sie damit? 
Die Bewerber können sich ohne konkreten Berufswunsch bei uns bewerben. Wir bieten ihnen dann erst mal einen Interessenstest an. Da tragen die jungen Menschen ein, was sie begeistert. Viele Bewerber haben mir erzählt, dass sie das als großartige Möglichkeit der Selbstreflexion wahrgenommen haben. Die Interessen gleichen wir dann mit unseren Ausbildungsberufen ab. So können wir die Talente erkennen und an den richtigen Stellen zum Einsatz bringen.

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Aber ist die Methode wirklich so ausgereift, dass das funktioniert? 
Ja. Wir haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass die Auszubildenden im richtigen Bereich landen und dann auch länger bei der Telekom bleiben. Und wir können über den Weg auch mehr Frauen für technische Berufe gewinnen. 

Mit so einem zusätzlichen Test wird das Bewerbungsverfahren aber wahrscheinlich deutlich aufwendiger?
Im Gegenteil. Der Best Fit, also die Zuweisung von Bewerbern und Berufen, wird algorithmisch unterstützt und ist damit schneller, Geschwindigkeit ist ausschlaggebend. Bewerber wünschen sich innerhalb von zehn bis 20 Tagen eine Rückmeldung. Wir haben früher 50 Tage gebraucht – dieses Jahr hat es im Schnitt 22 Tage gedauert. 

Was ist für die Bewerber heutzutage sonst noch wichtig? 
In einer groß angelegten Studie haben wir das unsere Nachwuchskräfte gefragt. Neben dem Image des Unternehmens ist ihnen Gesundheit und damit alles rund um Work-Life-Balance wichtig. Aktuelle Studien zeigen darüber hinaus, dass das Thema Finanzen angesichts steigender Kosten für Mieten, Lebensmittel und Energie einen deutlich wichtigeren Stellenwert eingenommen hat.

Haben sich denn die Bewerber in den vergangenen Jahren verändert? 
Mit jeder Generation ändern sich die Bewerbenden, aber gerade in den letzten Jahren sind die Veränderungen durch die Coronapandemie geprägt. Neben verpassten Inhalten in der Schule sind es vor allem die wertvollen persönlichen Erfahrungen, die auf der Strecke geblieben sind. Praktika, erste Nebenjobs, Teamprojekte oder gemeinsame soziale Aktivitäten konnten nicht stattfinden. Diese Erfahrungen sind für die persönliche Reife und die Entwicklung entscheidend. Umso wichtiger ist es, dass wir Orientierung und Unterstützung geben. Wir wollen der jungen Generation Zuversicht vermitteln.

Wie machen Sie das konkret?
Wir stellen unseren Nachwuchskräften auch freiwillige Module zu Themen wie mentale Gesundheit, Social Media, Finanzen und positives Mindset zur Verfügung. Die Inhalte haben wir bewusst auf die Wünsche der jungen Menschen zugeschnitten. Sie werden selbst von jungen Mitarbeitenden konzipiert, die dabei über ein Patenprogramm sogar von Vorstandsmitgliedern unterstützt werden. 

Zahlt sich dieser Aufwand denn aus? 
Wir haben aktuell über 5000 junge Menschen, die bei uns ihre Ausbildung oder ihr Studium machen – die uns also ihr Vertrauen geschenkt haben. Das ist für uns der größte Einstellungskanal in Deutschland. Für uns ist das kein Aufwand, sondern gesellschaftliche Verantwortung. 

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Erschienen in Capital 11/2025