Editorial Opel - eine hübsche Braut

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist schon erstaunlich, wie parallel die deutsch-amerikanische Beziehungsgeschichte und die Verbindung zwischen Opel und General Motors über 80 Jahre verliefen: Zu Anfang brachten die Deutschen den Amerikanern das Ingenieursdenken bei und durften im Gegenzug das Einmaleins der Marktwirtschaft lernen. Die Feindschaft des Krieges war schnell vergessen. Beide Seiten profitierten voneinander - bis zur Ölkrise Mitte der 70er Jahre. Von da an wollten die Rüsselsheimer andere, bessere Autos bauen als die Manager in Detroit. Doch die Amerikaner verschrieben sich einer Marktwirtschaft, in der die Rendite immer kompromissloser ins Zentrum gestellt wurde. 30 Jahre dauerte die Entfremdung - bis zur endgültigen Trennung. Die ist nun nur noch eine Frage von Wochen oder sogar Tagen. Vom getriezten Anhängsel des maroden Autobauers General Motors wird Opel nun wohl zu einem wichtigen Baustein im Fiat-Konzern oder des Autozulieferers Magna. Immerhin eine Perspektive, die vor Monaten noch undenkbar schien.

Ab Seite 40 blättern die stern-Redakteure Frank Janßen, Karsten Lemm, Rolf-Herbert Peters, Jan Boris Wintzenburg und Walter Wüllenweber "Die Opel-Saga" auf. Wie die meisten Deutschen hat jeder von ihnen mal einen Opel gefahren und verbindet ganz persönliche Erinnerungen mit einem klapprigen Kadett oder einem Ascona mit peinlichen Breitreifen. Inzwischen baut Opel, unbestritten von Fachleuten, wieder sehr gute Autos - die Braut ist hübsch. Und voller Emotionen. Mit Millionen Fans. Ist die Marke doch das Symbol der deutschen Lieblingstugend: grundsolide zu sein.

Der stern erscheint in dieser Woche mit vier verschiedenen Titelbildern. Für alle vier Himmelsrichtungen suchten die Titelgrafiker passende Fotos aus, um "Die neue Lust auf Deutschland" zu illustrieren. Natürlich führt auch die Wirtschaftskrise dazu, dass in diesem Jahr viele Deutsche ihre Ferien vor der Haustür verbringen werden. Aber unabhängig davon scheinen immer mehr Urlauber den Reiz der einheimischen Landschaften, Seen und Küsten zu entdecken - zumindest belegen dies die Zahlen in unserem Deutschland-Journal, das auf Seite 65 beginnt.

Herzlichst Ihr
Andreas Petzold

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