50. Kunst-Biennale Ausgerechnet Luxemburg

Überraschungswahl bei der Mega-Schau mit mehr als 380 Künstlern aus über 60 Ländern: Die Jury der 50. Kunst-Biennale in Venedig hat den Pavillon aus Luxemburg mit dem Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag geehrt.

In einer Überraschungswahl hat die Jury der 50. Kunst-Biennale in Venedig den Pavillon aus Luxemburg mit dem Goldenen Löwen für den besten nationalen Beitrag geehrt. Für das beste Werk der diesjährigen Kunstschau wurden die Schweizer Peter Fischli und Davis Weiss ausgezeichnet. Der Löwe für die besten Künstler unter 35 Jahren ging an das britische Filmemacher-Duo Oliver Payne und Nick Relph. Die Jubiläumsbiennale unter der künstlerischen Leitung von Francesco Bonami hat am Sonntag ihre Pforten für das allgemeine Publikum geöffnet. Sie zeigt bis zum 2. November Arbeiten von über 380 Künstlern aus mehr als 60 Ländern und ist auf zahlreiche Orte in der Lagunenstadt verteilt.

Eine der aufwendigsten Biennalen

"Bonami hat auf seine eigene Weise die Pflichten, die wir als Institutionen haben, interpretiert: Die Pflicht zum Pluralismus, die keinem die Türen verschließt, keinem Künstler und keiner Kunstrichtung", sagte der italienische Kulturminister Giuliano Urbani bei der offiziellen Eröffnung im Palazzo Ducale. Die Schau steht in diesem Jahr unter dem Motto "Träume und Konflikte: Die Diktatur des Zuschauers". Sie gilt bereits als eine der aufwendigsten und vielschichtigsten Biennalen der Lagunenstadt in ihrer über 100- jährigen Geschichte.

Den Ehren-Löwen für ihr Lebenswerk erhielten die italienische Avantgardistin Carol Rama und der Maler und Objektkünstler Michelangelo Pistoletto. Für die 85-jährige Rama ist dies die erste öffentliche Auszeichnung in ihrer fast 70 Jahre dauernden Karriere. Dies seien die einzigen beiden Goldenen Löwen, mit dem sich sowohl Kritiker als auch Besucher rundum einverstanden erklärten, schrieb die Zeitung "La Repubblica" am Sonntag. "Wie immer haben die anderen Entscheidungen der Jury keinen wirklich zufrieden gestellt", hieß es.

"Poetische Kombination von Klang, Film und Raum"

Dass ausgerechnet Luxemburg für den besten Länderbeitrag geehrt würde - damit hatte wohl niemand ernstlich gerechnet. Und dies, zumal die Ausstellung, die eine Video-Arbeit der gebürtigen Chinesin Sun-Mei Tse zeigt, sich nicht einmal auf dem eigentlichen Ausstellungsgelände der "Giardini" befindet. Der Film zeigt eine Cello-Spielerin, die vor einer mächtigen Bergkulisse versucht, gegen das Echo anzuspielen sowie Männer, die Wüstensand zusammenkehren und damit das Geräusch von Meereswellen erzeugen. "Eine starke, aber zugleich poetische Kombination von Klang, Film und Raum", hieß es in der Begündung der Jury.

"Wer sind wir? Wohin gehen wir?": Dies etwa sind die Fragen, mit deren Projezierung sich Fischli und Weiss den Löwen für das beste Werk sicherten. Es handelt sich um 300 existentielle Fragen in verschiedenen Sprachen, die sich die Künstler in den vergangenen Monaten selbst gestellt haben. Die beiden Schweizer hätten das Thema "Träume und Konflikte" am besten veranschaulicht, meinte die Jury.

Payne und Relph beste Teilnehmer unter 35 Jahren

Payne und Relph, die am Werkkomplex "Utopia Station" im Arsenale beteiligt waren, wurden als beste Teilnehmer unter 35 Jahren geehrt, weil ihre Arbeit zeitlosen Charakter habe, hieß es. "Ihre Arbeit erzählt mit einer universellen Sprache von der Einsamkeit und dem Mut der jungen Generation."

DPA
Carola Frentzen