"Kinder müssen ja gefordert werden!", da ist sich die Mutter sicher. Und für ihren Sohn soll es Fußball sein: "Bevor sie irgendwo auf der Straße rumhängen, unterstützen wir sie lieber richtig im Verein - und dann geht’s rund!" Wie in vielen Gemeinden Deutschlands bringen auch im thüringischen Dorf Görsbach engagierte Eltern ihre Kinder zweimal wöchentlich zum Training, an Wochenenden zu Tournieren. Die 9 bis 12-jährigen Nachwuchs-Kicker absolvieren Lauftraining und Kniebeugen für die Kondition, Hindernisparcours für die Feinmotorik und lernen die komplizierte Definition des Abseits oder die sehr viel leichtere Beschreibung einer Blutgrätsche. Für sie ist der Ballsport ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis, für die Eltern eine willkommene Abwechslung. Mütter und Väter fiebern am Spielfeldrand mit, feuern den Nachwuchs an: "Los, hol' dir die Pille!", "Linker Fuß!" und "Kommt Jungs, ihr packt das!".
Um Kinder zu groß zu ziehen, braucht man ein ganzes Dorf, heißt es. Aber damit diese Kinder auch Fußballspielen können, braucht man manchmal sogar mehrere Dörfer. Denn in manchen ländlichen Regionen Deutschlands fehlen für komplette Kader einfach die Kinder. Das heißt, um eine ganze Fußball-Elf auf den Rasen zu bekommen, müssen sich mehrere Ortschaften zusammenschließen. Bedingt durch zurückgehende Geburtenzahlen und geringeres Interesse der Kinder an sportlichen Freizeitaktivitäten, gibt es auf den Dörfern im Jugendbereich fast ausschließlich Spielgemeinschaften.
Die Fotografin Nicole Strasser, die den diesjährigen "G+J photo award" gewann, begleitete zwei solcher Jugendmannschaften in Niedersachsen und in Thüringen und porträtierte die 9 bis 12-jährigen Kinder beim Training und Fußballspielen. Seit mehr als hundert Jahren wird im Verein SG Blau-Gelb Görsbach in dem 1200-Einwohner-Dorf in Thüringen Fußball gespielt, seit einigen Jahren jedoch in einer Spielgemeinschaft mit anderen Vereinen. Der SC Alferde in dem kleinen Ort in Niedersachsen mit seinen 500 Einwohnern wurde 1962 gegründet. Auch hier kommen einige der Kinder aus den Nachbargemeinden. Für die besondere Jugendarbeit erhielt der SC Alferde im Jahr 2006 anlässlich der WM sogar eine Auszeichnung vom DFB.