Comedienne Leo Schley hat keine Hemmschwelle, und das macht ihre Show so lustig. Die Hamburgerin hebt Female Comedy auf ein neues Level und begeistert ihre Zuschauer.
Leo Schley tourt derzeit mit ihrem ersten Comedy-Programm "Frausein ist ein wilder Ritt" durch Deutschland. Die Norddeutsche schlüpft dafür in die skurrilsten Rollen, steht etwa als Periode, PMS, Gehirn, Nachrichtensprecherin oder gleich als ihre eigene Mutter auf der Bühne. Bei Schley bekommt man für den Preis eines Tickets viel geboten.
"Ich bin aufgeregt wie verrückt", verrät sie, bevor sie die Bühne betritt. Bisher amüsierte sie vorwiegend ihre knapp 1,5 Millionen Social-Media-Follower, die sie in den vergangenen Jahren bei Instagram, TikTok und YouTube gesammelt hat. Ähnlich wie sich Mario Barth das niemals endende Thema "Männer und Frauen" für seine Karriere vornahm, hat sich Schley auf ein Comedy-Thema spezialisiert, das hauptsächlich weibliches Publikum anspricht: die Hormone und die daraus resultierenden unterschiedlichen Persönlichkeiten einer Frau.
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Dass das vorwiegend bei Betroffenen gut ankommt, konnte man bei der Show in Hamburg sehen. Ausverkaufter Saal, brüllendes Gelächter und fünf etwas peinlich berührte, mitgeschleppte Männergesichter. Warum? Weil Leo Schley kein Blatt vor den Mund nimmt und jede weibliche Unzulänglichkeit auspackt. In den Abend startete die Comedienne mit einem lasziven Auftritt als "Libido", sich auf der Bühne räkelnd und die Männer im Publikum auscheckend. Doch im Verlauf der Show wandelte sich das eingangs erotisch-komisch anmutende Bild der Darstellerin in ein großes, rotes, aufgeblasenes Kostüm, ihr Markenzeichen: die Periode.
Live vor Ort arbeitet sich die Periode durch das Publikum, belästigt Frauen wie auch im wahren Leben und bringt auf humorige Weise Begleiterscheinungen mit – wie Unterleibskrämpfe, Blähungen, Pickel und viele mehr. Diese verteilt sie mit Stolz und einer Prise Gemeinheit. Als Frau ein Zustand, den man nur allzu gut kennt. Doch auch die Männer finden sich wieder, spätestens dann, wenn sie ein Video für den Sexualkundeunterricht einspielen lässt. Hier versucht Schley in der Rolle des Penis zu beeindrucken und rennt als Spermium in achtfacher Ausführung um ihr Leben. Leo Schley hat keine Hemmschwelle.
Leo Schley als Sexualkunde-Lehrer, in der Hand hält sie eine Banane mit Socke drüber
Die Comedienne kommt aus einer Hamburger Akademiker-Familie und schlägt aus der Art. Ihr Vater ist Anästhesist, ihr Bruder Anwalt, sie selbst? Die Periode. In einem Interview mit dem stern sagte sie einmal: "Ich hätte wirklich große Lust drauf, die Periode auf die Bühne zu bringen." Das hat sie nun erreicht. Ein Etappenziel für eine große Karriere? Vor dem inneren Auge sieht man schon die nächsten Karriereschritte. Es wäre schon ziemlich lustig, wenn Schley als Periode bei "LOL – Last One Laughing" andere deutsche Comedians belästigen und zum Lachen bringen könnte.
Doch Schley beschäftigt sich in den zweieinhalb Stunden Show nicht nur mit dem weiblichen Unterleib, auch ihre Mutter, ihr Vater oder das Thema Dating finden Platz. Während Schley hinter der Bühne verschwindet, um sich umzuziehen, werden immer wieder Videos von ihr eingespielt. Als sie ihre Mutter spielt, sieht man via Facetime generationstypisch erstmal nur ein Ohr, dann erscheint das verzogene und kritische Gesicht der Komikerin auf der Leinwand, die das Publikum mustert. Die Anrufe der Mutter begleiten den Abend. Bis auch dieser Charakter den Weg auf die Bühne findet und vor Ort nach einem geeigneten Ehemann für Leonie sucht.
Hier ruft die "Mutter" während der Show via Facetime an
Einer der fünf Männer aus dem Publikum muss dran glauben und auf der Bühne mit der Mutter einen Fragebogen bearbeiten, ob er sich als Heiratsmaterial für die Tochter eignen könnte. Die Show ist gespickt mit persönlichen Anekdoten und Themen für fast jede weibliche Altersgruppe.
Standing Ovations für die Comedienne
Der Erfolg, den sich Schley bereits bei Social Media erarbeitet hat, spiegelt sich auch in den letzten Minuten der Show wider: Am Ende klatscht das Publikum minutenlang. Der Saal steht auf: Standing Ovations für einen aufstrebenden Star am Comedy-Himmel, und einmal mehr entgleiten Leo Schley die Gesichtszüge. In der Rolle als sie selbst steht sie auf der Bühne mit Tränen in den Augen vor Rührung. Da soll noch mal einer das verbreitete Klischee bemühen, Frauen könnten nicht witzig sein.