Stuttgart Kunst im 26 Meter hohen Glaswürfel

Zwei Jahre wurde daran gebaut, 67 Millionen hat das Ganze gekostet. Jetzt kann sich Stuttgart mit einem neuen Museumstempel am Schlossplatz schmücken, in das die städtische Kunstsammlung zieht.

Die Stuttgarter Museumsszene ist um eine Attraktion reicher: Am Freitagabend wurde das neue Kunstmuseum eröffnet. "Der Neubau des Kunstmuseums steht symbolisch für den Aufbruch in eine neue Ära. Stuttgart avanciert endgültig zu einer der großen Kunstmetropolen Deutschlands", sagte Ministerpräsident Erwin Teufel. Rund 850 geladene Gäste konnten einen Blick auf die Sonderschau "angekommen - Die Sammlung im eigenen Haus" werfen. Am Eröffnungswochenende lockt das neue Domizil der städtischen Sammlung das Publikum mit freiem Eintritt und verlängerten Öffnungszeiten.

Auch der regionale Aspekt soll betont werden

In dem 67 Millionen Euro teuren Glaswürfel in der Innenstadt stehen 5000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. In dem mehrstöckigen Neubau sollen Werke der Klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst präsentiert werden. Gleichzeitig will Museumsdirektorin Marion Ackermann den regionalen Aspekt betonen. Entstanden war der transparente Neubau mit der steinernen Innenfassade und dem hellen Eichenboden in zwei Jahren Bauzeit nach einem Entwurf der Berliner Architekten Rainer Hascher und Sebastian Jehle. Bis zum Jahresende wird mit mindestens 300.000 Besuchern gerechnet.

Nach 80 Jahren endlich viel Platz

Der 26 Meter hohe Glaswürfel im Zentrum von Stuttgarts Einkaufsmeile lässt von außen nicht erahnen, welch weitläufige Ausstellungsflächen sich hinter der Fassade verbergen. Denn für das mehrstöckige Museum sind unter dem Kubus auch zwei ehemalige Tunnelröhren ausgebaut worden. Für diese ungewöhnliche Konstruktion mit ihren bewusst beibehaltenen Schrägen und teils hohen Wänden sind einige Künstler extra mit Werken beauftragt worden, darunter Simone Westerwinter, deren großes pink-weiß-rotes Flokati-Wandbild "84 qm beste Lage" die Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll.

Mit der Eröffnung des neuen Kunstmuseums finden gleich zwei Geschichten ihren Abschluss: Jahrzehnte lang wurde um die Gestaltung des Kleinen Schlossplatzes gestritten, der als verfehlter Städtebau galt. "Gleichzeitig hat die städtische Sammlung nach 80 Jahren in wechselnden und beengten Räumlichkeiten endlich ihren Platz gefunden", meint Ackermann. Für die 40-Jährige geht mit dem Neubau ein Traum in Erfüllung: "Die Möglichkeit, ein Gebäude, in dem noch nie ein Bild gehangen hat, zum ersten Mal zu besetzen, ist wahnsinnig faszinierend."

Eine Tonne Bienenwachs für den "Wachsraum"

Im Kunstgebäude, in dem die Sammlung bisher untergebracht war, standen lediglich 1000 Quadratmeter zur Verfügung. In dem mehrstöckigen Museumsneubau sind es 5000 - Platz genug, um die 15.000 Werke der Sammlung unterzubringen. Zur Eröffnungsausstellung können etwa 450 Exponate präsentiert werden, mehrere Großinstallationen finden ihren Platz. Eine ist der "Wachsraum" (1989) von Wolfgang Laib, für den eine Tonne Bienenwachs verarbeitet wurde.

Entstanden war der transparente Neubau mit der steinernen Innenfassade, dem hellen Eichenboden und der auffallenden nächtlichen Beleuchtung in zwei Jahren Bauzeit nach einem Entwurf der Berliner Architekten Rainer Hascher und Sebastian Jehle. Die riesigen Glasfenster des mehrstöckigen Gebäudes garantieren beste Aussicht, moderne Lichtdecken lassen auch im Inneren stets den Eindruck entstehen, als betrachte man die Werke bei Tageslicht.

Jährlich drei große Sonderausstellungen

Die Ausstellung soll eine Brücke schlagen zwischen den Werken aus Vergangenheit und Gegenwart, die Exponate sind deshalb nach Themen zusammengestellt. Eine Verbindung etwa ist das Ornament. Bilder von Adolf Hölzel, einem der wichtigsten Wegbereiter der modernen Malerei, sind dabei genauso zu sehen wie Werke des Stuttgarter Künstlers René Straub. Einen politisch-sozialkritischen Ansatz verfolgt das Museum etwa mit Werken von Otto Dix oder Installationen der 60-jährigen Rebecca Horn. Jährlich sollen drei große Sonderausstellungen gezeigt werden.

Filmabende und Theatervorstellungen sind im neuen Museum ebenso geplant wie ein Jugendkunstclub. Für Berufstätige soll es kurze Führungen in der Mittagspause geben. Am Abend stehen Schnellkurse über Kunstgeschichte auf dem Programm.

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Stephanie Lettgen/DPA