Pro Menstruationszyklus reifen 15 bis 30 Eizellen in den Follikeln einer Frau: mit Flüssigkeit gefüllte Ausstülpungen im Innern der Eierstöcke. In der Regel schafft es jedoch nur einer dieser Follikel bis zum Eisprung: Der Follikel reißt auf, die Eizelle wandert in den Eileiter. Dort hat sie maximal 24 Stunden Zeit, um auf eine Spermienzelle zu treffen. Wird die Eizelle befruchtet, wandert sie weiter zur Gebärmutter. Ein neues Leben wächst heran.
Doch was geschieht genau bei einem Eisprung? Wie entscheidet sich, in welchem der beiden Eierstöcke er stattfindet? Und welche Hormone spielen welche Rolle?
Noch weiß die Forschung wenig über diesen elementaren Prozess der Fortpflanzung. Nun ist es einem Forschungsteam am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften erstmals gelungen, ihn in Gänze zu filmen. Die Forschenden nutzten dafür eine neu etablierte Lebendzellmikroskopie-Methode. Sie filmten den Eisprung an isolierten Eierstockfollikeln aus Mäusen.
"Wir können dabei drei Phasen unterscheiden", erläutert Melina Schuh, Leiterin der Abteilung Meiose am Max-Planck-Institut. Zunächst dringt Flüssigkeit in die Follikel, sie dehnen sich aus. Für diesen Prozess ist Hyaluronsäure unabdingbar: Blockierten die Forschenden deren Produktion in ihren Versuchszellen, dehnten sich die Follikel weniger stark, und der Eisprung blieb aus. Dann, während der Follikelkontraktion, ziehen Muskelzellen den Follikel zusammen. Hemmte das Forschungsteam die Kontraktion dieser Muskelzellen, zogen sich die Follikel weniger zusammen. "Auch dann erfolgte kein Eisprung", sagt Christopher Thomas, Ko-Erstautor der nun im Fachmagazin "Nature Cell Biology" erschienenen Studie. In der dritten Phase des Eisprungs reißt der Follikel schließlich. Dabei wölbt sich seine Oberfläche, öffnet sich und setzt die Eizelle frei. Der Eisprung ist abgeschlossen.

Danach schließt sich der Follikel wieder, bildet den sogenannten Gelbkörper, der das Hormon Progesteron produziert. Dieses Hormon bereitet die Gebärmutter auf das Einnisten eines Embryos vor. Wird die Eizelle nicht befruchtet oder nistet sich die befruchtete Eizelle nicht ein, bildet sich der Gelbkörper nach 14 Tagen zurück. Ein neuer Menstruationszyklus beginnt.
Die neue Methode, so hoffen die Forschenden um Melina Schuh, werde dabei helfen, die vielen Mechanismen eines Eisprungs besser zu verstehen. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Eisprung ein bemerkenswert robuster Prozess ist", sagt sie. "Obwohl ein äußerer Reiz unerlässlich ist, um den Eisprung auszulösen, laufen die nachfolgenden Prozesse unabhängig vom Rest des Eierstocks ab, da alle Informationen im Follikel selbst enthalten sind."
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