Ahrtal-Katastrophe Johanna starb in den Fluten, jetzt verwirklichen die Eltern ihren Traum

Flut im Ahrtal: Ehepaar Orth
Die Eheleute Inka Orth, 59, und ihr Mann Ralph Orth, 60. Sie sagen, es helfe ihnen, wenn über Johanna gesprochen werde – denn dadurch lebe ihre Tochter weiter
© Jana Mai/stern
Johanna Orth ertrank bei der Flut im Ahrtal. Um mit der Trauer umzugehen, haben ihre Eltern Inka und Ralph Orth in Hamburg eine Patisserie eröffnet. Ein Gespräch über die Wut nach der Katastrophe, Schmetterlinge im Wintergarten und das, was fehlt.

Dieser Text erschien zuerst im April 2024. Anlässlich des dritten Jahrestags der Ahrtal-Flut veröffentlichen wir ihn an dieser Stelle erneut. 

Es ist neun Uhr, zwei Stunden bevor die Patisserie Johanna in der Speicherstadt öffnet. Die Angestellten fangen an, die Auslage einzuräumen. Inka Orth bittet an einen Tisch, ruft ihren Mann im Nebenraum. Der kämpft noch mit einer Störmeldung des Kühlhauses. 

Ralph Orth: "Läuft wieder.“

Inka Orth: "Du bist ein kleiner Elektriker geworden.“

Die Orths tragen schwarze Konditorjacken mit dem Logo der Patisserie. Hinter ihnen an der Wand lächelt Johanna von einem Foto, in einer weißen Konditorjacke. Überall an den Wänden hängen große Fotos von Johanna. Sie habe gern gemodelt, sagt die Mutter. Im Zentrum des Cafés eine lebensgroße Bronzestatue der jungen Frau. Mit einer Hand streichelt sie eine Katze, in der anderen hält sie eine Praline. Johanna, die nicht mehr da ist. Johanna, die fehlt.