Der griechische Sonnengott Helios wird oft bewaffnet dargestellt. Schließlich hat unsere Sonne einen zweischneidigen Charakter: Sie nützt, aber sie schadet auch. Das gilt auch in der Medizin. Einerseits braucht unsere Haut Sonne, um Vitamine herzustellen. Andererseits sind UV-Strahlen gefährlich für unsere Hautzellen: Sie können Krebs auslösen.
Die begehrte Sommerbräune unserer Haut ist kein angenehmes Nebenprodukt der Sonne. Unsere Hülle wehrt sich vielmehr gegen eine Strahlung, die ihr unwiderruflich schaden kann. Pigmentzellen bilden den braunen Farbstoff Melanin und verteilen ihn an die umliegenden Hautzellen. Dort legt er sich wie ein Sonnenhut über die Zellkerne und schützt sie so vor UV-Schäden - allerdings nicht beliebig lange.
Einen wissenschaftlichen Nachweis, dass UV-Strahlung Melanome verursacht, gibt es allerdings nicht. Mediziner haben nur indirekte Hinweise für einen Zusammenhang: Menschen mit heller Haut bekommen eher Krebs, vor allem, wenn sie in sonnenreichen Gegenden wohnen. Fachleute vermuten, dass die Sonne die Hautzellen zunächst schädigt, um dann Jahre oder Jahrzehnte später Pigmentmale entstehen zu lassen, die unkontrolliert wuchern können.
Riskant: helle Haut und viele Leberflecken
Was auf der Haut passiert, sieht zunächst harmlos aus: Ein neues Pigmentmal wächst. Oder ein Leberfleck, der schon lange da war, wird größer, ändert seine Farbe oder verliert seine klaren Ränder. Bleibt das Gewächs in der Oberhaut, kann der Arzt es einfach herausschneiden. Gefährlich wird es, wenn die Zellen in die darunter liegende Hautschicht wachsen. Diese sogenannte Dermis ist von Adern und Lymphgefäßen durchzogen. Gelangen die Krebszellen in diese Bahnen, können sie sich im Körper verteilen und Tochtergeschwüre bilden. Deshalb ist der Schwarze Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt, lebensgefährlich.
Je früher der Schwarze Hautkrebs erkannt wird, desto größer ist Chance, ihn zu besiegen: Hierzulande gibt es rund 15.000 neue Fälle pro Jahr, drei Viertel der Betroffenen werden geheilt.
Gefährdet sind vor allem Menschen mit sehr heller Haut und mit vielen Leberflecken. Auch die Gene spielen eine Rolle: Etwa fünf Prozent aller Betroffenen haben eine entsprechende Veranlagung. Wenn Sie Eltern oder Geschwister haben, die am Schwarzen Hautkrebs leiden, haben Sie ein erhöhtes Risiko, ebenfalls solche Tumore zu entwickeln. Dann sollten Sie Ihre Haut besonders gut beobachten.
Symptome
Schwarzer Hautkrebs produziert meist Wucherungen von dunkler Farbe - daher sein Name. Denn diese Melanome entstehen aus Pigmentzellen, die den braunen Farbstoff der Haut bilden. Die Hautzellen wuchern unregelmäßig, und sie sind uneinheitlich gefärbt.
Auch ein alter Leberfleck kann sich zum Melanom entwickeln. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, Leberflecken, die sich plötzlich verändern und neue Pigmentflecken, die rasch wachsen, genau im Auge zu behalten. Am besten hilft Ihnen dabei die sogenannte ABCD-Regel. Sie sagt, worauf Sie achten sollten:
- A steht für Asymmetrie: Der Fleck ist nicht kugelrund, sondern unregelmäßig rund oder oval.
- B steht für Begrenzung: Der Fleck hat keine scharfe Grenzen, sondern wirkt wie ausgefranst oder verwaschen.
- C steht für Colour, also Farbe: Der Fleck hat verschiedene Farbtöne.
- D steht für Durchmesser: Der Fleck hat einen Durchmesser von mehr als fünf Millimetern.
Selbst wenn eines oder mehrere dieser Merkmale zutreffen, muss es noch kein Hautkrebs sein. Zeigen Sie den Fleck aber vorsichtshalber einem Arzt. Auch, wenn sich ein Leberfleck hart oder geschwollen anfühlt, wenn er blutet, nässt, juckt oder schmerzt, sollten Sie zum Dermatologen gehen.
Nicht alle Melanome sehen gleich aus und entwickeln sich gleich schnell. Fachleute unterscheiden daher vier verschiedene Typen. Entstehen können die Gewächse überall am Körper: am Oberkörper, an den Armen und Beinen, aber auch auf der Kopfhaut, an den Fußsohlen, unter den Nägeln oder im Genitalbereich.
Diagnose
Gehen Sie so schnell wie möglich zum Arzt, wenn auf Ihrer Haut ein verdächtiger Fleck wächst. Für die Melanomdiagnose braucht ein Dermatologe Erfahrung; falls Sie unsicher sind, wem Sie sich in dieser Situation anvertrauen können, lassen Sie sich über eine Krebsberatungsstelle oder von Ihrem Hausarzt jemanden empfehlen.
Der Arzt wird sich das verdächtige Muttermal zunächst mit einer Handlupe anschauen: Sie zeigt ihm alles in zehnfacher Vergrößerung. Zusätzlich kann er das Gewebe mit Ultraschall untersuchen, das Blut analysieren lassen und die Lymphknoten abtasten. Weitere Untersuchungen wie eine Röntgenaufnahme können ihm helfen, die Verdachtsdiagnose Schwarzer Hautkrebs zu stellen.
Kleine Geschwülste schneidet der Arzt heraus
Ist der Fleck nicht größer als ein Millimeter, ist es unwahrscheinlich, dass sich Tochtergeschwüre gebildet haben. Meist reicht es aus, den Tumor herauszuschneiden. Spezialisten können das Gewebe anschließend unter dem Mikroskop untersuchen und einschätzen, ob der Tumor bereits gestreut hat.
Ist die Geschwulst tiefer als einen Millimeter in die Haut gewachsen, werden weitere Untersuchungen nötig. Der Chirurg wird dann auch den entsprechenden Lymphknoten herausschneiden und unter dem Mikroskop prüfen. Finden sich in diesem sogenannten Wächterlymphknoten keine Krebszellen, haben sich wahrscheinlich keine Metastasen, also Tochtergeschwüre, gebildet. Finden sich hingegen entartete Zellen in diesem Knoten, muss der Arzt auch andere Lymphknoten entfernen, um zu verhindern, dass sich der Krebs weiter ausbreitet.
Um herauszufinden, ob ein größerer Tumor möglicherweise Tochtergeschwüre in anderen Organen gebildet hat, untersucht der Arzt weitere Körperregionen. Dazu untersucht er beispielsweise mit dem Ultraschallgerät die Bauchdecke und sucht die Lungen mit Röntgenstrahlen auf Geschwülste ab.
Therapie
Das oberste Ziel des Arztes ist, das Melanom komplett zu entfernen. Dazu wird er ein Betäubungsmittel unter die Haut spritzen und die wuchernden Zellen herausschneiden. Je nach Größe des Tumors müssen bis zu zwei Zentimeter der umliegenden Haut mit weggeschnitten werden.
Anschließend wird die Wunde verschlossen. Meist reicht es aus, die Haut zu vernähen. Sind größere Wunden entstanden, können sie mit fremder Haut geschlossen werden. Solche Hauttransplantate können vom eigenen Körper stammen, es gibt aber auch industriell aufbereitetes Gewebe von fremden Menschen. Tochtergeschwüre wird der Chirurg ebenfalls vollständig herausschneiden. Eventuell wird der Arzt noch weitere Behandlungsmöglichkeiten mit Ihnen besprechen. Zu den Wichtigsten gehören:
Chemotherapie
Die Betroffenen erhalten mehrere Wochen lang ein Medikament oder mehrere Medikamente, entweder als Infusion in die Vene oder in Form von Tabletten. Die Wirkstoffe zerstören verstreute Krebszellen im Körper, indem sie alle Zellen attackieren, die sich rasch teilen.
Dabei vernichten sie leider nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde Körperzellen. Daher verursachen sie die gefürchteten Nebenwirkungen: Haarausfall, Übelkeit und Anfälligkeit für Entzündungen aller Art. Einige dieser Nebenwirkungen lassen sich durch die Gabe zusätzlicher Arzneien zumindest lindern. Eine Chemotherapie kann in der Klinik erfolgen oder ambulant - das heißt, der Betroffene kann danach wieder nach Hause gehen.
Strahlentherapie
Röntgenstrahlen beschießen die betroffenen Hautstellen. Denn Tumorzellen verfügen über schlechtere Reparaturmechanismen als gesunde Zellen. Schäden, die die Röntgenstrahlen verursachen, führen deshalb zum Tod der Krebszelle, während sich gesundes Gewebe meist regenerieren kann. In der Regel müssen Kranke sich über einen Zeitraum von mehreren Wochen alle paar Tage behandeln lassen. Zwischen den Sitzungen können sie aber zu Hause sein.
Auch nach einer erfolgreichen Behandlung sollten Sie Ihre Haut regelmäßig untersuchen lassen - und zwar über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren. Welche Zeit zwischen den Kontroll-Untersuchungen liegen sollte, hängt von Art und Verlauf Ihrer Krankheit ab.
Interferon-Therapie
Der Wirkstoff Interferon-alpha wird über mehrere Wochen oder Monate unter die Haut gespritzt oder als Infusion in die Vene geleitet. Interferone sind Substanzen des Immunsystems, die natürlicherweise im Körper des Menschen vorkommen. Aber Interferone für Behandlungen dieser Art sind gentechnisch herstellt. Sie können die körpereigene Abwehr im Kampf gegen den Krebs stärken. Mögliche Nebenwirkungen sind grippeähnliche Beschwerden, Müdigkeit und trockene Haut.
Auch nach einer erfolgreichen Behandlung sollten Sie Ihre Haut regelmäßig untersuchen lassen - und zwar über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren. Welche Zeit zwischen den Kontrolluntersuchungen liegen sollte, hängt von Art und Verlauf Ihrer Krankheit ab.
Tipps
Wahrscheinlich erhöhen Sonnenbrände in der Kindheit das Risiko, später Schwarzen Hautkrebs zu bekommen. Achten Sie daher besonders auf die empfindliche Haut Ihrer Kinder. Grundsätzlich gilt die 4-H-Regel: Hut, Hemd, Hose und hoher Lichtschutzfaktor. Babys im ersten Lebensjahr sollten überhaupt nicht in der prallen Sonne sein.
Untersuchen Sie Ihre Haut regelmäßig auf Veränderungen - besonders, wenn Sie helle Haut oder zahlreiche Leberflecken haben. Schauen Sie auch an versteckten Stellen nach, zum Beispiel unter den Haaren oder in Hautfalten.
Seit Juli 2008 haben alle gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren Anspruch auf ein kostenloses Hautkrebsscreening . Sie können - unabhängig von einem konkreten Verdacht - alle zwei Jahre Ihre Haut untersuchen lassen. Den Hautcheck können Dermatologen machen, aber auch Hausärzte, die eine spezielle Schulung absolviert haben.
Vertrauen Sie sich jemandem an
Wenn bei Ihnen ein Melanom entdeckt wurde, sollten Sie ausführlich mit mindestens einem Facharzt sprechen. Nehmen Sie ruhig einen Menschen Ihres Vertrauens zu diesem Gespräch mit.
Krebs macht Angst. Suchen Sie psychologische Hilfe, wenn die Situation Sie stark belastet. In vielen Städten gibt es Krebsberatungsstellen, die Unterstützung anbieten und Betroffene auf Selbsthilfegruppen und spezialisierte Psychotherapeuten hinweisen.
Vielleicht empfiehlt Ihnen der Arzt auch, an einer Studie teilzunehmen. Die ausführende Klinik sollte Sie dann ausreichend zu den Vor- und Nachteilen beraten. Nur wenn Sie Ihr Einverständnis schriftlich gegeben haben, darf die Klinik Tests mit Ihnen machen. Zudem können Sie trotz Zustimmung zum Test Ihre Teilnahme jederzeit ohne Angabe von Gründen beenden - und zwar ohne dass Ihnen daraus Nachteile entstehen.
Expertenrat
Axel Hauschild, Professor für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Uniklinik Kiel, antwortet
Hat die Antibabypille einen Einfluss auf die Entstehung von Melanomen?
Man hat früher angenommen, dass die Pille das Melanomrisiko erhöht. Mittlerweile weiß man, dass dies definitiv nicht der Fall ist.
Wie viele Leberflecke darf ich eigentlich haben, was gilt als normal?
Im Durchschnitt hat der Mensch 15 bis 20 Pigmentmale. Ab 50 dieser Hautmale steigt die Gefahr, am Schwarzen Hautkrebs zu erkranken, dann deutlich an. Menschen mit mehr als 100 Leberflecken, vor allem wenn diese ungewöhnliche Größen oder Formen aufweisen, haben sogar ein fünfzigfach höheres Erkrankungsrisiko als Menschen ohne diese Male.
Wird Schwarzer Hautkrebs vererbt?
Es gibt Familien, in denen gehäuft Melanome auftreten. Eine solche genetische Veranlagung liegt bei zirka fünf Prozent aller Erkrankten vor. Wer Verwandte ersten Grades hat, die am Schwarzen Hautkrebs erkrankt sind, hat daher ein fünfmal höheres Risiko, selbst zu erkranken. Es gibt allerdings nicht das eine Melanomgen, sondern verschiedene Gene spielen eine Rolle beim Entstehen von Schwarzem Hautkrebs.
Forschung
Millionen Deutsche schlucken Cholesterinsenker, um ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten zu senken. Diese Medikamente stehen im Ruf, auch dem Hautkrebs vorbeugen zu können. Wissenschaftler der internationalen Cochrane Collaboration konnten aber keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Melanomen und der Einnahme von Fettsenkern feststellen. Doch ganz sicher waren sich die Forscher über die Nutzlosigkeit auch nicht.
Solange die Studienlage so unklar ist, sollten Sie die Cholesterinsenker nur dann einnehmen, wenn Sie ein Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten haben. Denn ganz harmlos sind die Tabletten nicht; und die Gefahr von Komplikationen steigt, wenn sie mit verschiedenen anderen Medikamenten kombiniert werden. Wegen dieser unklaren Wechselwirkungen wurde zum Beispiel der als Lipobay bekannt gewordene Wirkstoff Cerivastatin 2001 nach mehreren Todesfällen vom Markt genommen.