Die zwei Schwedinnen mittleren Alters könnten unterschiedlicher kaum sein: Elisabeth ist Ärztin, zierlich und temperamentvoll, mit einem Egomanen verheiratet und Mutter eines ziemlich spießigen Sohnes. Gudrun hingegen ist Politesse, groß, sehr verzagt, schon lange von ihrem Mann verlassen und hat eine Tochter, die das triste Leben ihrer Mutter unerbittlich kritisiert. Eines Tages treffen Elisabeth und Gudrun zusammen, doch ihre erste Begegnung endet in einem mit wüsten Tönen geführten Streit. Denn Elisabeth hatte falsch geparkt, den fälligen Strafzettel, ausgestellt von Gudrun, lässt sie aber nicht unkommentiert. Sehr unverhofft kommt es in der gynäkologischen Praxis der Ärztin zu deren zweiter Begegnung mit der Ordnungshüterin, die dort eine von ihrer Tochter aufgezwungene Vorsorgeuntersuchung machen lässt.
Flotte Nordländerinnen machen die Männer unsicher
Das dritte Zusammentreffen der beiden Nordländerinnen in einem Tanzlokal bringt sie dann endgültig aneinander näher, Elisabeth und Gudrun werden Freundinnen. Von nun an mischen die Frauen die Männerwelt ihrer Stadt kräftig auf. Auch in ihren jeweiligen Altbeziehungen tut sich einiges, mit der Langeweile im Leben der Schwedinnen ist es vorbei. Wie sich das zuträgt, erzählt die am 5. Juli in die Kinos kommende Frauenkomödie "Schwedisch für Fortgeschrittene", die der gebürtige Engländer, in Schweden lebende Colin Nutley geschrieben und inszeniert hat.
Helena Bergström, Nutleys Ehefrau im wirklichen Leben, spielt darin die flotte Elisabeth, Maria Lundqvist verkörpert die schüchterne Gudrun. Beide Schauspielerinnen, in Deutschland unbekannt, sind in ihrer Heimat populäre Gesichter. Wer ihren Film, dessen Originaltitel "Heartbreak Hotel" lautet und damit der sinnlosen Albernheit des deutschen Titels nicht viel nachsteht, gesehen hat, wird das gut verstehen - Bergström und Lundqvist agieren mitreißend.
Total beschwipst
Wenn die beiden Skandinavierinnen sich in einer der besten Szenen des Films total beschwipst mit der Polizei anlegen, entwickeln sie eine Situationskomik und eine Dynamik, der auch im Parkett einfach nur für gute Laune sorgt. Lundqvists Interview-Kommentar "Das waren definitiv die lustigsten Dreharbeiten, die ich jemals erlebt habe" sind mal keine PR-Masche, sondern sehr glaubwürdig.
Wo solch vitale Frauen walten, haben es die Männer natürlich schwer. Elisabeths Ehemann Henrik und Gudruns wieder aufgetauchter Mann Ake strafen den Spruch vom angeblich starken Geschlecht kräftig Lügen. Denn diese Herren sind so blässlich wie das restliche männliche Personal, das auf der Leinwand ins Bild kommt. Schwache Männer, starke Frauen - das spiegelt das aktuelle Geschlechterverhältnis in westlichen Regionen wohl nicht ganz falsch, ist aber auch ein wenig klischeehaft. Privat sind die beiden Hauptdarstellerinnen übrigens glücklich verheiratet und haben zwei (Bergström) und vier (Lundqvist) Kinder.
Trotz Schwächen im Drehbuch, das den Zufall überstrapaziert, ist "Schwedisch für Fortgeschrittene" der Idealfilm für weibliche Kinobesucher, vorzüglich in Begleitung der besten Freundin. Selbstbewusste Männer dürfen sich aber auch vor die Leinwand wagen.