"Ein irres Licht / Es möchte dass ich folge / für den Moment weiß ich / nicht ob ich soll"
Folgen oder nicht folgen - das inzwischen sechste Album der Sterne wischt diese Frage mit Grandezza vom Tisch. Der Erfolgsdruck nach »Wo ist hier« von 1999 ist immens, gespannt hängt die Fan-Schar Frank Spilker an den Lippen: Was mag jetzt kommen? Und es gibt Neuigkeiten: Am Keyboard orgelt nun Glücksgriff Richard von der Schulenburg, und produziert hat das Ganze Olaf Opal, der schon bei The Notwist, Miles und Slut die Fäden zusammenhielt.
Stimulation des Tanznervs
Es geht wieder um Altbekanntes: Eifersucht, verflossene Liebschaften, Genervtsein von sich selbst und der Welt. »Nur Flug«: Der erste Titel setzt lässig-lapidar eine poppige Duftmarke. Fast schon frech, wie hier der Disco-Smasher »Black is black« zu neuen Ehren kommt, doch unaufhaltsam schlägt er seine Tentakel mitten in den Tanznerv. Aber Moment, die Sterne sind doch in erster Linie eine rockende Band, kommt es einem bei den ersten Tönen von »Hängen hart« wieder in den Sinn - und fürwahr, das beherrschen sie noch.
Die Kehrtwendung ins Nachdenkliche lässt nicht lange auf sich warten: »Wenn dir St.Pauli auf den Geist fällt«, dann weiß Sterne-Stimme Spilker immerhin noch eine melancholische Hymne darauf zu singen, die das Zeug zum Klassiker hat. Und auch Bitterböses findet seine Nische: »Ich bringe euch beide um« - warum auch nicht, wenn einem danach ist. Leise Zweifel an der Geschmackssicherheit kommen höchstens bei »Du hast die Welt in deiner Hand« auf: Als Beitrag zur Globalisierungsdebatte mag der Song Sinn machen, aber muss man dafür eine Melodie covern, die sonst nur Kirchentag-Teilnehmer vom Stuhl reißt?
Die wunderbare Leichtigkeit der Musik
Spezielle Kniffe werden Menschen überlassen, die sich damit auskennen: Gastmusiker wie die »Baul Muluy Pipeband« oder Notwist-Bassist Micha Acher an der Trompete geben der Sache den letzten Schliff. Was bleibt, ist ein Album wie ein Flirt: Eins gibt das andere - und wie der Wind hat man sich in die klugen Worte und die wunderbare Leichtigkeit der Musik verliebt. Wie heißt es so schön im letzten Titel: »Alles vergeht / Was auch geschieht / Alles vergeht / Das Lied versteht«. Wie wahr.
Antje Scholz