Endloses Eis, Schnee und Eisbären – viel mehr kommt den meisten Menschen erst mal nicht in den Sinn, wenn sie an die Arktis denken. Dass die Region, die den Nordpol umschließt, weitaus mehr zu bieten hat, will Schauspieler und Abenteurer Sebastian Ströbel (48) zeigen. In seiner zweiteiligen Dokumentation "Sebastian Ströbel – Meine Arktis" (Buch und Regie: David Enge, beide Folgen ab Montag, 1. Dezember, 10.00 Uhr, in der Mediathek) begibt sich der Held der "Bergretter"-Reihe im ZDF auf die Spuren indigener Völker, Polarforscher und Naturwunder. Wie schaffen es die Menschen, dort zu (über-)leben und vor welchen Herausforderungen stehen sie heute? Ströbel will Antworten finden. Auch für ihn war die Arktis lange "ein blinder Fleck", wie er im teleschau-Interview verriet.
Im ersten Teil ("Zerbrechliches Paradies") begibt sich der Familienvater auf eine Expedition durch eine der unwirtlichsten Regionen der Erde: Er überquert vereiste Seen im abgelegenen Südosten Grönlands und wagt sich mit dem Hundeschlitten in das Reich der Eisbären. Gemeinsam mit dem Jäger Salo Kunuk geht der Vegetarier, der mit seiner Doku "ein echtes Gefühl für die Menschen, ihre Kultur und ihre Sorgen" vermitteln will, sogar auf Robbenjagd – und lernt dabei, wie sich das Leben der Inuit in Zeiten des Wandels neu definieren muss. Inmitten all des Minimalismus trifft er in Tinit auch Auswanderer Max aus Marseille, der als Lehrer der Dorfschule maßgeblich zum Erhalt der traditionellen Kultur beiträgt. Die Doku zeigt, ob und wie es möglich ist, jahrtausendealtes Wissen in die Gegenwart zu retten.
Von der Theorie in die Praxis: Ströbel gerät gemeinsam mit der Geographin Laura Schmidt während seiner Forschungsreise zur österreichischen Sermilik-Forschungsstation in ein lebensbedrohliches White Out. "Je extremer das Umfeld, desto klarer und einfacher werden die Gedanken", resümierte der 48-Jährige rückblickend gegenüber teleschau. Vor Ort wird klar: Die Polarforschung verlangt alles. Trotz des unermüdlichen Einsatzes von Physiker Andreas Trügler und Glaziologe Wolfgang Schöner von der Universität Graz bleibt die Inbetriebnahme der Station auch nach einem Jahr ein Kraftakt gegen die Natur. "Es geht um ein Gesamtbild: Wissenschaft, Geschichte, Kultur, Ökologie – all das gehört zusammen", betonte Ströbel.
"Ich wurde stiller, klarer – und sehr, sehr dankbar"
Im zweiten Teil "Im Bann der Polarnacht" der Doku, den das ZDF am Dienstag, 30. Dezember, um 22.15 Uhr, linear ausstrahlt, wagt sich der Schauspieler in die ewige Nacht von Spitzbergen. Spitzenwissenschaftler aus aller Welt hegen nicht nur wegen der drei sonnenlosen Monate ein besonderes Interesse für die abgelegene Insel im Nordpolarmeer. Auch weil sie sich schneller erwärmt als der Rest der Erde, ist und bleibt sie ein begehrter Forschungs-Hotspot. "Ich erzähle, was ich erlebt habe, ohne Vorgaben zu machen. Denn wer etwas wirklich kennt, entwickelt automatisch mehr Verständnis – und damit auch Verantwortung", konstatierte der "Bergretter"-Star im Interview. Schließlich spielt auch der Klimawandel eine große Rolle in der Doku ...
Neben Polarfotografen, Jägern, Physikern und Glaziologen heftet sich Ströbel auch an die Fersen von Klimaforschern und Ingenieuren wie Wenceslas Marie-Sainte vom Atmosphären-Observatorium einer ist. Gemeinsam wagen sie sich an den Start eines Wetterballons, der bis in die Stratosphäre vordringen soll. Doch die harschen klimatischen Bedingungen fordern alle heraus.
Im Film geht es allerdings nicht nur hoch hinaus, sondern auch in ungeahnte Tiefen, exzellent gefilmt von Jan Hendrik Eming. Im frostigen Wasser des Polarmeers wird es ernst: Ströbel testet mit einem Team von Forschenden spezielle Schutzanzüge, die vor lebensbedrohlichen Kältefolgen wie Erfrierungen und Bewusstlosigkeit schützen sollen. Doch hält der Trockenanzug auch, was er verspricht? "Mich reizt am Extremen weniger die Gefahr als vielmehr die Kraft und Energie, die darin liegt", rechtfertigte der Sportler, den viele wohl als "wilden Hund" bschreiben würden, gegenüber teleschau seine Risikobereitsachft – und Abenteuerlust.
"Unvergesslich waren vor allem die Begegnungen mit Menschen, die unvergleichlich im Einklang mit der Natur leben – in Grönland mit den Inuit oder in Nordnorwegen mit den Samen", schwärmte Ströbel von den Dreharbeiten im Norden. Ihre Art, auf die Welt zu schauen, habe ihm gezeigt, wie sehr die Menschen im Alltag oft den Blick verlieren. "Da wurde mir bewusst, wie arrogant viele von uns in unserem städtischen, westlichen Wohlstand manchmal sind. In solchen Momenten verschieben sich Werte. Ich wurde stiller, klarer – und sehr, sehr dankbar."
"Sebastian Ströbel: Meine Arktis" – Do. 25.12. – ZDF: 19.15 Uhr