Hans Sarpei siegt bei "Let's Dance"-Finale Cha-Cha-Cha zu sich selbst

  • von Mark Stöhr
Hans Sarpei darf sich jetzt "Dancing Star 2015" nennen. Der Ex-Fußballer feierte seinen Sieg bei "Let's Dance" wie eine Deutsche Meisterschaft. Überhaupt ging es mehr um Gefühle als um Grundschritte.

Die Prominenz von Sylvie Meis besteht zu 80 Prozent aus Privatleben. Der Rest sind Sätze wie: "Einen großen Applaus jetzt." Oder: "Liebe Zuschauer, es gibt 10.000 Euro zu gewinnen." Das kriegt sie hin. Sie kann auch gut die Umschläge mit dem Endergebnis hinter der Bühne holen. Tapp, tapp, tapp. Und den Sieger vorlesen: Hans Sarpei, der ehemaliger Profifußballer. Dass die Ex-Spielerfrau den Ex-Spieler gestern krönte, passte irgendwo. Nur dass er deutlich besser tanzt, als sie moderiert.

Sobald Meis, die Paparazzi-Erprobte und Luxus-Verwöhnte, improvisieren muss, stößt sie an die Grenzen ihrer Prada-Bräsigkeit. Dann stellt sie nicht nur uninspirierte Fragen, was sie normalerweise tut, sondern unsägliche. Oder sie taucht komplett ab. Manchmal auch beides. Wie gestern zum Beispiel.

Eine Bagatelle als Hyper-Drama

Es passierte der Worst Case in einer Liveshow: Matthias Steiners Parkett-Partnerin Ekaterina Leonova war während des letzten Finaltanzes weggeknickt und lag sich vor Schmerzen krümmend mitten auf der Bühne. Daniel Hartwich, der sonst so smarte Scherzkeks, tänzelte minutenlang um die Gestrauchelte herum. Ihm fiel nichts Besseres ein, als dem herbeigeeilten Arzt ein Mikro zwischen Nase und Stützverband zu schieben und dreist zu fragen: "Willst du eine Schnelldiagnose abgeben, Arzt Volker?". Das war schon ziemlich daneben. Sylvie Meis setzte noch einen drauf.

Nachdem in der Situation selbst nichts, aber auch rein gar nichts von ihr zu sehen war, fragte sie Hans Sarpei, der danach dran war, allen Ernstes und mit Friedhofsmiene: "Wie schwer ist es für dich, nach so einem schrecklichen Vorfall zu tanzen?" Sarpei guckte betreten. Er ist ein wacher Geist und weiß, was in der Welt vor sich geht. Zuletzt gedachte er auf seiner Facebookseite der vielen Toten bei der Tankstellenexplosion in Ghana. Ein nun mal wirklich "schrecklicher Vorfall". Sylvie Meis dagegen hyperventilierte wegen einer Verstauchung oder schlimmstenfalls eines Bänderrisses. Eine Bagatelle bei näherer Betrachtung, inszeniert als Hyper-Drama. Aber so funktioniert eben "Let's Dance".

Tuning-Werkstatt für prominente Lebensläufe

Unablässig werden bei diesem Format Emotionen in die Show gepumpt wie Luft in einen löchrigen Reifen. Dass Prominente auf sehr unterschiedlichen Begabungsniveaus das Tanzbein schwingen, hat ja durchaus Charme. Nervtötend ist das Drumherum. Die Tanzerei ist nicht nur eine Choreografie, die man einstudiert und vorführt. Sie ist eine Seelen-Kläranlage, eine Tuning-Werkstatt für prominente Lebensläufe, bei denen der Lack ab ist. Die Tanzpartner der Stars sind die Schamanen bei diesem merkwürdigen Cha-Cha-Cha zu sich selbst. Minh-Khai Phan-Thi etwa dankte ihrem Massimo tränenreich für "diese Reise", die er mit ihr unternommen habe. Sie führte die beiden allerdings nur auf Platz zwei.

Die ehemalige Viva-Moderatorin war als Favoritin ins Finalrennen gegangen. Nach den Jurypunkten lag sie am Ende auch vorne, wobei ihr Llambi und Co. bei zwei Tänzen sogar die Höchstwertung von 30 Punkten gegeben hatten. Das Anrufervotum jedoch drehte die Entscheidung schließlich zugunsten von Hans Sarpei. Weil Minh-Khai und Massimo mit ihren hüfttief im Kitsch hopsenden Bombast-Nummern doch eine Spur zu dick auftrugen? Sie nett und erfrischend, er jedoch ein nur schwer zu ertragender tanzender Schmachtfetzen mit Conchita-Wurst-Bart, der alle Register der Zuschauerbezirzung zog - vom treudoofen Dackelblick bis zum Latin-Lover-mäßigen Eierschaukeln. Allein es half nichts. Gut so.

Wer landet im Dschungel?

Sarpei ging die Sache eher sportlich an. Er vertraute auf seine Athletik und sein tänzerisches Talent. "Ich bin begeistert, was du in deinem Körper anrichtest", schwärmte Chefjuror Joachim Llambi, der für Schwärmereien in der Regel nicht viel übrig hat. Sarpei legte nach der Bekanntgabe seines ersten Platzes eine spontane Breakdance-Schraube aufs Parkett. Er feierte seinen Sieg wie eine Deutsche Meisterschaft. Vor ein paar Tagen schrieb er ebenfalls auf Facebook: "Hans Sarpei kann als Schalker Deutscher Meister im Tanzen werden." Das hat er nun geschafft.

Was bleibt sonst von der achten Staffel übrig? Auf jeden Fall der Diss von Llambi in Richtung von Katja Burkard: "Dein Quickstep hat weniger Bums als ein Staubsauger." Oder der Diss von Enissa Amani gegen sich selbst: "Das war eine beschissene Idee mit 'Let's Dance'. Ich hätte in den Dschungel gehen sollen." Wen könnte es aus dem diesjährigen Kandidatenfeld tatsächlich nach Australien verschlagen? Detlev Stevens ist ein heißer Kandidat. Auch Ralf Bauer. Der ist im Karrierestadium Karl-May-Spiele in Bad Segeberg angelangt. Auf Sylvie Meis hingegen werden wir noch einige Jahre warten müssen.

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