Ich habe 35 Jahre lang Bücher geschrieben, für jedes Thema habe ich gebrannt. Nach Buch Nummer 25, für das ich ein Jahr im Hospiz gearbeitet habe, wusste ich, das ich etwas komplett Neues, Leichtes zum Auftanken brauchte. Die Idee, eine Boutique zu haben, gefiel mir schon mit 14.
Jeder Neuanfang bedeutet natürlich ein Risiko. Vor allem, wenn man keine Erfahrung hat. Die Modebranche boomt ja nicht gerade, Bedenkenträger gab es genug. Meine Idee war, einen Laden zu eröffnen, der sich von anderen unterscheidet. Durch Kleidung von kleinen, unkonventionellen Designern und solchen, die man nicht in Shoppingcentern oder im Internet kaufen kann. Exklusiv, bezahlbar und tragbar. Meine Mode ist zeitlos, und man hat lange etwas davon.
Ich musste selbst renovieren. Daraus wurde mithilfe meines Mannes 'Rohbau Designermode'.
Mit dieser Nischenidee bin ich ins kalte Wasser gesprungen. Ich fing an, nach einem passenden Ladenlokal zu suchen. Eine gewaltige Hürde, denn in attraktiven Lagen Hamburgs unbezahlbar. Irgendwann las ich im Fenster eines leer stehenden Abrisshauses: "Zu vermieten". Der Fünf-Jahres-Mietvertrag war tragbar, die Lage sehr okay. Ich musste selbst renovieren. Daraus wurde mithilfe meines Mannes "Rohbau Designermode".
Auswahl nach eigenem Geschmack
Ich kannte bereits einige Hamburger Designer mit der besonderen Handschrift, die ich wollte. Die meiste Unklarheit hatte ich darüber, was und wie viel man ordert. Weil ich meine zukünftige Kundschaft nicht kannte, habe ich bestellt, was mir gefiel. Da habe ich natürlich Lehrgeld gezahlt. Bei den kleinen Designern muss man keine vorgeschriebenen Stückzahlen ordern wie bei den großen. So kann man ausprobieren, was läuft.
Im September 2012 veranstaltete ich dann eine Modenschau. Und mein Lädchen war rappelvoll. Jetzt zeigt sich, dass ich eine Marktlücke fülle. Ich habe bereits etliche Stammkundinnen. Ich lerne, kaufmännisch zu denken und zu kalkulieren. Das finde ich spannend. Drei Jahre, sagt man, muss man durchhalten, bis so ein Geschäft richtig läuft. Fünf Jahre will ich vollmachen, und dann darf noch einmal etwas ganz anderes kommen. Mal sehen, welche Türen sich dann öffnen.
Geschichten vom Neustart finden Sie in jeder Ausgabe von viva! Bestellen Sie sich diese Ausgabe nach oder sichern Sie sich direkt das Abo.