Millionen kennen Henning Krautmacher (68) als ehemaligen Frontmann der Kölner Kultband Höhner. Mit Hits wie "Viva Colonia" prägte er den Sound des Rheinlandes und wurde zu einem der bekanntesten Gesichter des Kölner Karnevals. Doch abseits der Bühne hat er sich längst einen zweiten Namen gemacht: Als engagierter Unterstützer sozialer Projekte setzt er sich seit Jahren für Kinder, Jugendliche und regionale Initiativen ein.
Besonders am Herzen liegt ihm die Stiftung des 1. FC Köln. Aktuell unterstützt er die Saisonpartnerschaft "FC-Doppelpass", mit der der Klub gemeinsam mit der Aktion Mensch ein Zeichen für Inklusion setzen will. Unter dem Motto "Zusammen laut für Inklusion" sollen in der Saison 2025/2026 mehr inklusive Sportangebote entstehen - sichtbar auf und neben dem Platz. Über sein Engagement, seine Liebe zum Fußball, aber auch über seine Weihnachtspläne mit seiner Ehefrau Anke, die 2022 die Diagnose Magenkrebs erhielt, spricht Krautmacher im Interview.
Als Wahl-Kölner sind Sie dem FC seit Jahrzehnten verbunden. Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Spiel im Stadion?
Krautmacher: An das erste Spiel kann ich mich nicht erinnern. Aber an eines, das jetzt schon über 30 Jahre zurückliegt. Die Höhner hatten damals die große Freude und Ehre, bei der Begegnung des 1. FC Köln gegen den FC Bayern München im Stadion in Köln einen Musiktitel präsentieren zu dürfen. Das war nicht die Hymne, die kam erst ein paar Jahre später. Es war spektakulär, weil wir mit einem Hubschrauber hinter dem Stadion gelandet sind. Nach dem Auftritt haben wir das Spiel geschaut, bei dem der 1. FC Köln Bayern München mit vier zu null geschlagen hat. Wenn das kein tolles Ergebnis ist!
Wenn Sie an die großen Momente des Vereins denken - welcher bleibt Ihnen bis heute am stärksten im Gedächtnis?
Krautmacher: Wenn der Stadionsprecher, Michael Trippel, sagt: "Meine Damen und Herren, bitte erheben Sie sich von den Plätzen für die Hymne des 1. FC Köln." Dann stehen zwar alle schon, aber wenn die Hymne erklingt und die Schals geschwungen werden, dann ist das jedes Mal ein absoluter Gänsehautmoment - egal ob im Stadion oder zu Hause vor dem Fernseher. Viele andere Bundesliga-Vereine schauen dann mit Hochachtung und ein bisschen Neid nach Köln. Das ist ein Geschenk. Wir bei den Höhnern sagen, dass das Lied nicht mehr uns gehört, auch wenn wir es mal geschrieben haben. Die Hymne gehört den Fans. Das haben wir als Urheber akzeptiert, weil es so richtig ist.
Sie engagieren sich seit Jahren sozial - so auch für den 1. FC Köln und seine Stiftung. Was bedeutet Ihnen dieses Engagement?
Krautmacher: Als ich in das Kuratorium berufen wurde, hat man mir gesagt, man brauche mich wegen meiner guten Ideen. Doch diese kamen bis jetzt immer aus der Stiftung heraus. Für mich trifft die Stiftung mit den Themen immer wieder den Nagel auf den Kopf. Das erste Thema, das auf den Tisch kam, war Inklusion - für mich seit jeher ein wichtiges Thema. Ich folge dem Ausspruch einer mir bekannten Grundschullehrerin: "Jede und jeder ist was Besonderes, aber niemand ist was Besseres." Ich bin und bleibe ein Teamplayer. Wir sollten alle verstehen, worum es wirklich geht, nämlich um Zusammenhalt.
Haben Sie in Ihrer Karriere Momente erlebt, in denen Sie sich mehr Inklusion gewünscht hätten?
Krautmacher: Ja, ganz bestimmt. Insbesondere Barrierefreiheit war lange Zeit kein gesellschaftlich relevantes Thema. Es gab schier unüberwindbare Hindernisse und viele haben nicht realisiert, dass das ein Problem ist. Auch ich nicht. Ich habe Menschen gebraucht, die mich darauf aufmerksam machen. So habe ich durch meinen damaligen Schwager, der durch einen Unfall querschnittsgelähmt ist, gelernt, besser damit umzugehen. Durch ihn habe ich auch verstanden, dass es nicht um Mitleid geht, sondern darum, die Würde der betroffenen Person zu bedenken. Heutzutage ist es zwar schon besser mit der Barrierefreiheit, aber vieles funktioniert nach wie vor nicht. Ein Negativbeispiel ist der öffentliche Nahverkehr. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, aber auch die Aufgabe der Politik, die Strukturen dafür zu schaffen, dass jeder Mensch teilhaben kann.
Wie kam es ursprünglich zu Ihrer Verbindung mit der Stiftung?
Krautmacher: Schuld daran, dass ich heute aus tiefster Überzeugung ein Teil der FC-Stiftung bin, ist der ehemalige Stiftungs-Vorstand, Claus Dillenburger (lacht). Claus war ein Netzwerker, ein Mann, der Menschen begeisterte. Und er war auch mal Prinz im Karneval. Wir Rheinländer leben ja mit dem Karneval und nehmen das mit der Heiterkeit ernst. Und wenn jemand wie Claus auf dich zukommt und sagt: "Das musst du unterstützen", dann hätte ich niemals nein gesagt. Er rannte bei mir offene Türen ein. Somit liegt der Ursprung im Karneval, im Frohsinn.
Inwiefern kann der Fußball jungen Menschen Perspektiven bieten, die über den Sport hinausgehen?
Krautmacher: Ich glaube, Kinder brauchen Idole. Es liegt nahe, dass viele Kinder und Jugendliche ihre Idole im Fußball oder auch anderen Sportarten suchen und finden. Sport ist grundsätzlich etwas, das verbindet. Sport bedeutet nicht nur Fitness zu entwickeln, sondern auch Teamgeist. Er ist ein absolutes Bindeglied für unsere Gesellschaft.
Warum ist Ihnen die Unterstützung junger Menschen so ein zentrales Anliegen - gerade in Ihrer Rolle als Künstler und Pädagoge?
Krautmacher: Junge Menschen sind unsere Zukunft. Ich engagiere mich generell für Bildung und für die Leseförderung. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, unser Wissen an Kinder und Jugendliche weiterzugeben, sie zu fördern, ihnen Chancen zu eröffnen und sie gleichzeitig auch zu ermahnen, zu lernen und zu lesen. Denn: Wer lesen kann ist klar im Vorteil.
Im Rahmen der Initiative "FC-Doppelpass - Zusammen laut für Inklusion" kooperieren der 1. FC Köln und seine Stiftung mit der Aktion Mensch. Was erhoffen Sie sich von dieser Partnerschaft?
Krautmacher: Da gibt es ein wesentliches Stichwort: Kompetenz. Wenn du jemanden hast, der weiß, worüber er redet, ist das bereits die halbe Miete. Die Aktion Mensch hat unfassbar viel Erfahrung mit dem Thema Inklusion. Wenn sich eine Organisation wie diese für eine Institution wie den 1. FC Köln und seine Stiftung öffnet, dann kommt zusammen, was zusammengehört, um Gutes zu bewirken. Übrigens finde ich, wir sollten uns alle öffnen. Empathie ist dafür das Wichtigste. Ich möchte andere davon überzeugen, wovon ich überzeugt bin, nämlich dass es gemeinsam besser geht. Und das kann ich mithilfe der Kooperation tun.
Gerade in einer Zeit, in der vielen "Gutes tun" besonders wichtig wird: Wie verbringen Sie die Weihnachtsfeiertage?
Krautmacher: Meine Mutter ist im Februar verstorben. Sie wird an Weihnachten besonders fehlen. Wir werden dennoch wie jedes Jahr mit der Familie feiern - meinen Schwiegereltern, den Kindern und meiner Enkeltochter Louisa. Bei uns geht es traditionell zu wie bei vielen Familien: mit Weihnachtsbaum, vielen Lichtern und Lämpchen. Direkt nach Weihnachten wollen wir aus dem kalten und regnerischen NRW in die Sonne Spaniens verschwinden. An Silvester haben meine Frau und ich Hochzeitstag und das möchten wir feiern - mit einem kleinen Feuerwerk, das wir nicht einmal bezahlen müssen (lacht). In Spanien fällt das Silvester-Feuerwerk ja bekanntlich deutlich kleiner, kürzer und weniger laut aus.
Durch die Krebserkrankung meiner Frau blicken wir immer nur ein Vierteljahr zurück und freuen uns jedes Mal, wenn die Ergebnisse der Untersuchungen positiv ausfallen. Deswegen machen wir auch keine langfristigen Pläne. Wir versuchen das Leben zu genießen und das Beste daraus zu machen.