Als ich vor fünf Jahren mein Abitur gemacht habe, bin ich froh gewesen. Nie wieder Schule. Keine nervigen Arbeiten schreiben. Nie wieder ein fünf-Minuten-Referat halten, um die Note noch schnell zu verbessern. Vor allem aber konnte ich nun endlich machen, was ich will. Mittlerweile ist es anders. Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich mir genau diese Zeit zurückwünsche.
Denn ganz im Ernst: Feierabend um 13 Uhr, dazu zwei große Pausen und Ferien. Wer würde sich das nicht gerne für seinen Beruf wünschen? Wahrscheinlich die wenigsten. Vor allem aber vermisse ich manchmal die unterschiedlichen Klassenkameraden. Nicht alle – aber die meisten!
Der nervige Schnipser
Hatte ihr auch so einen Klassenkameraden? Der Lehrer musste nur eine Frage stellen. Sofort ging sein Arm hoch. Und wenn er nicht nach einer Sekunde dran kam, fing er an zu schnipsen. Der Plan: So hört mich der Lehrer und nimmt mich dran. In der Regel war's eher kontraproduktiv. Er wurde ignoriert. Deshalb wackelte er dazu meistens noch mit dem Arm, um noch mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Der Ich-lass-dich-nicht-abgucken-Typ
Mein persönlicher Albtraum. Ich hatte mal wieder vergessen, dass wir einen Test schreiben. Ich war also alles andere als gut vorbereitet. Aber zumindest hatte ich die Hoffnung neben einem guten Mitschüler zu sitzen, um Teile seiner Ideen aufzugreifen und weiterzuverarbeiten. Mit anderen Worten: abzuschreiben. Nur gab es in vielen Klassen immer einen, der einen nie abgucken lies. Er fuhr so sein Ellenbogen raus, damit man nicht auf sein Blatt gucken konnte. Oder er baute mit seiner Federmappe eine Sichtschutzmauer. Bis heute frage ich mich, wie man nur so egoistisch sein kann.
Der Nasenbluter
Ganz ehrlich, ich glaube ja, dass es in jeder Klasse einen Nasenbluter gibt. Ernsthaft. Er bekam mindestens einmal in der Woche seinen großen Auftritt. Meistens hielt er sich so die Hand vor die Nase, weil er kein Taschentuch hatte. Das Schlimmste sind dann aber immer die Tipps der Mitschüler gewesen. "Ey, tu den Kopf in Nacken", rief einer und ein anderer wiedersprach: "Nein, Kopf nach vorne. Blut rauslaufen lassen und kaltes Tuch in Nacken." Das Totschlagargument war immer: "Hab' ich bei 'Galileo' gesehen." Na dann muss es ja stimmen.
Der pessimistische Einsen- und der optimistische Vierenschreiber
Vor und nach jeder Klassenarbeit wurde eigentlich darüber gesprochen, was man so für ein Gefühl hat. Dabei stachen immer zwei Typen heraus: Zum einen der Streber, der immer Angst hatte die Klausur richtig zu verhauen, und sein Pendant der Viererschüler, der immer das Gefühl hatte, diese Klausur wird mindestens eine Zwei. In der Regel war es immer umgekehrt. Der pessimistische Einsenschreiber bekam die Arbeit wieder und war vöööllig fassungslos, dass er doch eine Eins hatte. Und der optimistische Vierenschreiber konnte es nie glauben, dass er statt einer Zwei doch eine Vier geschrieben hatte.
Die Pferde-Tussi
Diese Mitschülerin ist ein halbes Pferd gewesen, nicht weil sie so aussah, sondern weil es sich bei ihr alles um Pferde drehte. Deshalb lag in der Regel auch eine "Wendy" auf ihrem Tisch. Sie hatte bis zur 8. Klasse einen Schulranzen und eine Federtasche, auf der Pferde drauf wahren. Wenn sie über etwas redete, dann über Pferde. Und, ganz wichtig: die Pferdeleggings. Meistens hatte sie auch noch selbst ein Pferd, oder zumindest eins zur Pflege. Das Schlimme an ihr war, dass sie in der Regel auch immer diejenige war, die bei einer 3+ anfing zu heulen.
