Eine Panne beim Sat.1-Format "Newtopia" weckt Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Reality-Sendung. Bei einer teils hitzigen Besprechung von Kandidaten mit den Produzenten in der Nacht zu Montag lief eine Kamera mit, an die allem Anschein nach keiner gedacht hatte. Nun geht es um eine Frage, die sich schon viele Zuschauer gestellt haben: Bekommen die Bewohner von außen Regieanweisungen? Denn angeblich sind sie unbeeinflusst. Sat.1 bat um Entschuldigung. Der Sender bestätigte damit Angaben von "dwdl.de".
Fans reagierten sauer: "Da das Lügenmärchen nun endgültig aufgeflogen ist und es niemand mehr leugnen kann - ist eine sofortige Absetzung von Newtopia das Beste", schrieb ein Facebook-User. Die "Newtopia"-Macher betonten in einer Antwort: "Eine Absetzung der Sendung wird es aber nicht geben, denn Sat.1 und wir glauben weiterhin an das Format und unsere Pioniere." Eine andere Nutzerin mahnte: "Zur Erinnerung das Konzept von 'Newtopia': 15 Pioniere sollen unbeeinflusst und aus eigener Kraft eine neue Gesellschaft aufbauen." In einer Antwort der Produzenten darauf hieß es, die "doofe Aktion" sei "in dieser Art und Weise (...) einmalig gewesen."
Sat.1 weiß von nichts, Produktionsfirma rechtfertigt sich
Weiter: "Diese Aktion war nicht mit dem Sender Sat.1 abgesprochen. Trotzdem entschuldigen wir uns aufrichtig dafür. Solche Gespräche sind nicht im Interesse von Sat.1. Wir, das Team von Sat.1, klären gerade auf, wie es zu diesem Vorfall hat kommen können. Wir werden euch so schnell wie möglich über die Hintergründe informieren." Sat.1 warb immer damit, dass nichts gestellt sei. Unterhaltungschef Taco Ketelaar hatte gesagt: "Das Programm ist echt, es ist authentisch."
Auch die Produktionsfirma Talpa meldete sich über den offiziellen Facebook-Account der Reality-Show zu Wort und beteuerte: "Was wir als Zuschauer in den Live-Streams und in den täglichen Folgen auf den Bildschirmen sehen, ist echt." Die Teilnehmer würden jedoch von den Produzenten beraten und betreut. "Dies geschieht in Newtopia - und in der holländischen Version Utopia - sehr zurückhaltend. Die Producer nehmen diese Möglichkeit zu Zeiten wahr, in denen die Kameras abgeschaltet sind, z.B. während Wartungsarbeiten." Dann kündigt die Produktionsfirma an, den Vorfall zu untersuchen und eventuell angemessene Schritte zu unternehmen.
Peinliche Panne
Auf dem Mitschnitt spricht eine Vertreterin der Produktionsfirma: "Ich telefoniere wirklich täglich mit (Produzent) John de Mol." Und weiter: "Es geht immer darum: noch mehr mehr mehr. Natürlich gibt es immer wieder Wünsche." Gefragt seien "große Projekte", etwa dass Bewohner ein Baumhaus bauen oder Tätowierungen anbieten. Das Gespräch mit den Teilnehmern fand um zwei Uhr nachts statt, die Mitarbeiterin bezeichnete sich selbst als betrunken.
Seit Februar übertragt Sat.1 sein "TV-Experiment" aus einem Camp in Königs Wusterhausen bei Berlin, bei dem 15 Aussteiger nach eigenen Regeln leben sollen. Die Zusammenschnitte von gut 100 Kameras werden werktags am frühen Abend ausgestrahlt. Der Live-Stream im Internet ist 24 Stunden am Tag zu verfolgen. Die schöne neue Welt der 15 Aktivisten ist über den Zeitraum von einem Jahr geplant. Die Quote ist aber im Sinkflug. Waren es anfangs deutlich über zwei Millionen, guckten in der vorigen Woche noch etwa 1,4 Millionen zu.