Coca-Cola sponsert Venedig Getränkeautomaten gegen leere Kassen

Venedigs Stadtsäckel ist leer. Bürgermeister Maurizio Calligaro ist dafür umso kreativer: Seit 1. Februar gibt es Tageskarten für öffentliche Toiletten. Jetzt lässt er Coca-Cola Getränkeautomaten in der Lagunenstadt aufstellen - natürlich gegen ein saftiges Entgeld.

Die Lagunenstadt Venedig will einen Millionendeal mit dem Getränke-Riesen Coca-Cola abschließen: In den kommenden fünf Jahren soll der US-Konzern etwa 60 Getränke- und Snack-Automaten in der Stadt aufstellen dürfen. Dafür zahlt der neue Sponsor dem unter erheblicher Finanznot leidenden Touristenmagnet 2,1 Millionen Euro. Dies bestätigte Bürgermeister Massima Cacciari. Er wandte sich dabei gleichzeitig vehement gegen einen Bericht der Turiner Tageszeitung "La Stampa", wonach sich Venedig damit an Coca-Cola verkauft. "Es wird keine Invasion von Automaten geben", sagte er.

"Die Stadt wird in keinerlei Weise verschandelt", verteidigte auch der Kabinettschef des Bürgermeisters, Maurizio Calligaro, die Pläne. So sollen die Automaten nicht das Logo des US-Getränkekonzerns tragen und vor allem auch nicht auf den venezianischen Hauptattraktionen wie Markusplatz und Rialto-Brücke aufgestellt werden. Den Angaben zufolge sind Automaten etwa an den Anlegestellen der Vaporetti oder auf dem öffentlichen Parkplatz der norditalienischen Stadt vorgesehen. Der Sponsor-Vertrag soll im Laufe dieser Woche unterzeichnet werden. Getränke- und Snack-Automaten sind in Venedig bisher kaum zu sehen.

Die Zeitung zitierte kritische Stimmen venezianischer Händler: "Jetzt nehmen sie also das Geld von den Multis", beschwerten sie sich. Bürgermeister Cacciari hatte wiederholt betont, Venedig habe kein Geld, um seine Paläste zu renovieren und ein teures Schleusensystem zu bezahlen. Da helfe auch diese Vereinbarung. "Viele andere Städte auf der Welt schließen solche Marketingverträge ab", so Cacciari

Seit 1. Februar müssen Einheimische und Touristen schon den Gang zur Toilette teuer bezahlen. Drei Euro kostet die Tageskarte fürs öffentliche Örtchen. Billiger wird es nur, wenn man schon vor dem Venedig-Besuch im Internet eine "Pipi-Card" bestellt. "Wer vorbestellt, der zahlt weniger, das ist Venedigs neue Logik", tönt es aus dem Rathaus. Wie bei Parkplätzen, Vaporetto, Museen oder anderen Diensten könne die vorbestellte "WC-Card" zu einem nachhaltigen Tourismus beitragen und jene begünstigen, die für einen längeren Besuch vorab buchen. Mit dem Aufstellen der Getränkeautomaten kann man den Verkauf der Toiletteneintrittskarte weiter ankurbeln. Nachhaltigkeit, die sich auszahlt.

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