"The White Lotus" Mit dem Ort verbindet er ein Trauma – trotzdem drehte Walton Goggins in Thailand

Walton Goggins schaut in die Kamera, er spielt in The White Lotus einen Mann auf der Suche nach seinem Vater
Schauspieler Walton Goggins war bereits vor den Dreharbeiten zu "The White Lotus" schon einmal in Thailand
© Chris Delmas / AP
In "The White Lotus" spielt er die emotionalste Rolle seiner Karriere. Denn Walton Goggins verbindet mit dem Drehort Thailand ein tragisches Kapitel seines Privatlebens.

Vorsicht: Wenn Sie bei der Serie "The White Lostus" noch nicht auf aktuellem Stand sind, enthält dieser Text Spoiler. 

Vor 20 Jahren flog Walton Goggins mit einer Mission nach Thailand, genau wie seine Serienfigur in "The White Lotus". Goggins' erste Ehefrau hatte sich 2004 das Leben genommen. "Ich dachte, davon erhole ich mich nie wieder", sagte Goggins dem Magazin "GQ". Die nächsten Jahre habe er damit verbracht, Drogen zu nehmen und sich in grenzwertige Situationen zu begeben, überall auf der Welt – auch in Thailand. Er sei damals auf der Suche nach sich selbst gewesen. 

Als er das Angebot bekam, für die Dreharbeiten der dritten Staffel "The White Lotus" wieder nach Thailand zu fliegen, habe er erst einmal geweint, erzählt Goggins. Dann habe er Regisseur Mike White eine Textnachricht geschrieben: "Du hast keine Ahnung, wie nah mir das persönlich geht", sagt er in einem Interview mit der amerikanischen "Vulture". 

Walton Goggins: Fan-Liebling bei "The White Lotus"

Goggins ist einer der Fan-Lieblinge der neuen Staffel "The White Lotus". Er spielt einen abgebrannten Unternehmer im Hawaiishirt, der mit seiner jungen Freundin nach Thailand reist, um ein spirituelles Retreat zu besuchen. Aber: Alte Dämonen sind ihm dabei auf den Fersen. Im Laufe der Staffel wird klar, dass Rick ein dunkles Familiengeheimnis verbirgt und im Luxusresort nicht nur am Pool entspannen will. Er will Rache am Mörder seines Vaters. Im tödlichen Showdown wird er selbst getötet.

 

Im Jahr 2000 hatte Goggins die kanadische Hundetrainerin Leanne kennengelernt, die beiden verliebten sich und heirateten. Vier Jahre später verschwand Leanne und nahm sich das Leben. 

Schon nach der Landung auf der ersten Insel für die Dreharbeiten hat Goggins ein Déja-vu. "Mir wurde klar: Auf dieser Straße bin ich schon einmal gewesen. Und dann, auf der nächsten Insel, merkte ich: Ich war definitiv schon einmal an diesem Strand. Ich kenne diese Promenade. Und all diese Erinnerungen kamen zurück." Die Dreharbeiten seien sehr emotional gewesen, immer wieder habe er hinschmeißen wollen. Er habe immer wieder an sein 20 Jahre jüngeres Ich gedacht. "Gott, ich wünschte mir, ich könnte den Typen umarmen und in sein Ohr flüstern: Alles wird gut!"

Das Serienfinale von "The White Lotus" schaute Goggins nicht mit dem Rest des Casts – sondern ganz allein. Es sei sein Abschied an die Figur Rick gewesen, sagt er dem Magazin "Vulture". "Das Universum hat mir das aus einem bestimmten Grund geschickt, weil ich ihn verstehe und weil ich ihn liebe – und Menschen wie ihn liebe. Ich glaube nicht, dass er allein auf der Welt ist."

Walton Goggins: Von der Nebenrolle zum Kult-Star in "The White Lotus"

Die große Rolle hat sich Goggins lange erarbeitet. Er wurde in Birmingham, Alabama, geboren und wuchs, einen Staat weiter, in einer kleinen Gemeinde in Georgia auf. Den Südstaaten-Akzent solle er lieber ablegen, riet man ihm zu Beginn seiner Karriere. Später spielt er immer wieder Figuren aus dem "Deep South". Schon als Kind stand er mit Stepptanzeinlagen auf der Bühne. Wie so viele zog es ihn dann nach Los Angeles, um seinen Traum von der Schauspielerei zu verfolgen. In L.A. arbeitete Goggins aber erst einmal in ganz anderen Jobs: als Fitnesstrainer und in einem Parkservice, während er Schauspielunterricht nahm und zum Vorsprechen ging. ​

Goggins' erste große Rolle war der Fernsehfilm "Murder in Mississippi", seinen Durchbruch hatte er als Shane Vendrell in der FX-Drama-Serie "The Shield". Für seine Rolle in "Justified" – dort spielte er einen Ex-Neonazi und eloquenten Verbrecher – wurde er für den Primetime Emmy Award als herausragender Nebendarsteller in einer Dramaserie nominiert. Trotzdem blieben es die Nebenrollen, in denen Goggins glänzte. Kultstatus verschafften ihm zwei kleine Rollen: als sadistischer Handlanger von Leonardo DiCaprio in "Django Unchained" und als rassistischer Klischee-Südstaatler in "The Hateful Eight", beides unter der Regie von Quentin Tarantino. 

In fast 50 Filmen konnte man ihn seit den frühen 1990er-Jahren sehen. Goggins ist ein typischer Charakterdarsteller, der mühelos eine Bandbreite von Figuren verkörpert. Zeitweise spielte er gleichzeitig einen blutrünstigen Auftragskiller, der es in "Fatman" auf den Weihnachtsmann abgesehen hat, und einen liebenswerten Vater in der sonnigen Sitcom "The Unicorn", der versucht, den Tod seiner Frau zu verarbeiten.​ "Ich habe so viele Rollen gespielt, in denen die Leute mich erst gar nicht mochten – und dann so richtig. Mittlerweile ist mir das egal, ich mache einfach mein Ding", sagte Goggins in der "GQ".

Seit 2011 ist Goggins wieder verheiratet: Mit der Filmemacherin Nadia Conners hat er einen Sohn. Spielt Goggins nicht in Filmen, brennt er Schnaps. Er ist Mitinhaber der Spirituosenfirma Mulholland Distilling. Mehr zu sehen gibt es von ihm gerade in der Amazon-Serie "Fallout". Dort spielt er einen Kopfgeldjäger, der nach einer nuklearen Katastrophe zum Ghoul mutiert.

 

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222. Auch eine Beratung per E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Für Kinder und Jugendliche steht auch die Nummer gegen Kummer von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr zur Verfügung, die Nummer lautet 116 111.

ttw