Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag den Leitzins um einen viertel Prozentpunkt auf 1,5 Prozent angehoben. Solche Zinsentscheidungen der Notenbanker beeinflussen die Arbeit der Banken und haben somit auch Auswirkungen auf die Bankkunden, weil in der Regel Spar- und Kreditzinsen steigen. Viele Banken haben ihre Zinserhöhung in den vergangenen Wochen schon vorgezogen.
Wie funktioniert der Leitzins?
Der Leitzins bestimmt die Konditionen, zu denen sich Kreditinstitute Geld bei der EZB leihen können. Außerdem richten sich die Banken auch bei ihren Geldgeschäften untereinander nach den Entscheidungen der EZB. Erhöht sich der Leitzins, ziehen in der Regel auch die Interbankzinssätze nach. Da höhere Zinsen am Geldmarkt wiederum höhere Kosten für die Banken bedeuten, gibt sie die Zinsen über kurz oder lang an ihre Kunden weiter. Die Kreditzinsen liegen dabei eher über dem Leitzins, die Sparzinsen oft darunter. Mit der Spanne verdienen die Banken ihr Geld.
Wie stark wird sich der Zinsentscheid der EZB auswirken?
Experten gehen davon aus, dass die Entscheidung der EZB, den Leitzins um 25 Basispunkte anzuheben, positive Auswirkungen vor allem für die Sparer haben wird. Es handele sich bei der neuerlichen Leitzinserhöhung um "ein Signal an die Sparer", sagt Christopher Manolagas von der FMH-Finanzberatung. Die Währungshüter wollten damit zum Ausdruck bringen, dass ihre oberste Priorität der Preisstabilisierung sei.
Gibt es fürs Ersparte nun mehr Zinsen?
Im Kampf um neue Kunden haben vor allem Direktbanken die neuerliche Entscheidung der EZB bereits vorweggenommen und ihre Tagesgeld-Angebote verbessert. Allerdings sei es tatsächlich nur mit einem kleinen Teil der Angebot möglich, die aktuelle Inflationsrate von in Deutschland 2,3 Prozent auszugleichen, sagt Marcus Preu vom Vergleichsportal Biallo. Sparkassen und Genossenschaftsbanken - bei ihnen hat die Mehrheit der Sparer ihr Geld angelegt - haben sich mit Zinserhöhungen bisher weitestgehend zurückgehalten. Große Zinssprünge seien dort auch nach der Leitzins-Erhöhung nicht zu erwarten, sagt FMH-Experte Manolagas. Beim Festgeld zeigt die Tendenz weiter leicht nach oben. Sparbuchkunden hingegen bekommen Experten zufolge von der Leitzinserhöhung vermutlich gar nichts mit.
Werden Kredite wieder teurer?
Nicht zwingend. Es sei nicht unbedingt zu erwarten, dass die Banken die Leitzinserhöhung in der gleichen Höhe auf ihre Kredite aufschlagen, sagt Manolagas. Biallo-Experte Preu geht sogar davon aus, dass trotz Leitzins-Erhöhung "bei Ratenkrediten die Talfahrt anhält". Das hänge vor allem mit der Griechenland-Krise zusammen. Verbraucher seien aufgrund der unsicheren griechischen Situation weniger risikobereit. Bei Ratenkrediten hängten die tatsächlich gebotenen Konditionen außerdem vor allem von der Kreditwürdigkeit des einzelnen Kunden ab, betont Manolagas. Eher würden die Verbraucher die Folgen der Leitzins-Erhöhung beim Dispozins spüren. Da könne es schon sein, dass ein Kreditinstitut die Zinsen noch weiter erhöht, sagt der FMH-Experte.