Die ohnehin zittrigen Aktienmärkten hat der Rücktritt von EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark erneut in die Tiefe gezogen: Der deutsche Leitindex Dax verlor am Freitag mehr als 4 Prozent. Der Euro beschleunigte nach der überraschenden Ankündigung seine Talfahrt. Die Gemeinschaftswährung rutschte zwischenzeitlich unter die Marke von 1,37 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Ende Februar dieses Jahres. Damit verlor der Euro im Verlauf der Woche mehr als vier Cent.
"Mit dem Rücktritt von Stark hat die Unsicherheit an den Finanzmärkten spürbar zugenommen", kommentierte der Devisenexperte Rainer Sartoris. "In einer ohnehin stürmischen Zeit trägt ein solcher Schritt nicht zur Stabilisierung bei." Stark ist neben seiner Position als Chefvolkswirt zudem Mitglied des geldpolitischen Rates der Europäischen Zentralbank. Außerdem sitzt er im Direktorium der Notenbank, das die Richtlinien der Geldpolitik maßgeblich beeinflusst.
Möglicher Nachfolger: Jörg Asmussen
Der Rücktritt von Stark sollte nach Einschätzung des Experten Sartoris aber auch nicht überbewertet werden. Jetzt komme es darauf an, wer in den kommenden Tagen und Wochen als Nachfolger benannt wird. Im Gespräch ist Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen. Asmussen genießt in Fachkreisen und an den Finanzmärkten einen guten Ruf.
Im Dax waren vor allem Finanzwerte vom Abwärtstrend betroffen. Zum Handelsschluss notierte der deutsche Leitindex 4,04 Prozent tiefer bei 5189,93 Punkten und zeigte sich damit so schwach wie seit Juli 2009 nicht mehr. Auf Wochensicht gab er damit 6,29 Prozent ab. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte am Freitag 2,87 Prozent auf 8535,79 Punkte ein und der Technologiewerte-Index TecDax verlor 2,77 Prozent auf 701,47 Punkte.
Dow Jones fällt
Auch in den USA ging es abwärts: Die US-Börsen reagierten enttäuscht auf das hunderte Milliarden Dollar schwere Jobprogramm von US-Präsident Barack Obama. Für zusätzliche Unsicherheit sorgte der Rücktritt von EZB-Chefvolkswirt Stark. Im frühen Handel fiel der Leitindex Dow Jones Industrial um 1,55 Prozent auf 11 120,83 Punkte.
Das Problem sei auch am US-Markt der Vertrauensverlust in die Politik, Lösungen für die Krisenentwicklung zu finden, sagten Marktteilnehmer. Den Rücktritt des EZB-Chefvolkswirts Stark nannte ein Börsianer einen "weiteren Schlag für die Glaubwürdigkeit der EZB, der den Graben zwischen Deutschland und den übrigen Mitgliedern wahrscheinlich vertiefen werde.