Umfrage zur Altersvorsorge Bloß nicht an morgen denken

Kein Vertrauen in Riester und den Euro: Das Interesse an privater Altersvorsorge sinkt rapide. Eine aktuelle Studie kommt zu alarmierenden Ergebnissen.

Obwohl das gesetzliche Rentenniveau stetig sinkt, nimmt die Bereitschaft der Deutschen ab, privat fürs Alter vorzusorgen. Einer am Donnerstag vorgestellten Studie der Postbank zufolge wollen 42 Prozent der Berufstätigen ihre Altersvorsorge nicht weiter ausbauen. Das ist ein neuer Rekordwert für die seit zehn Jahren laufende Studienreihe. Bei der ersten Erhebung im Jahr 2003 hatten nur 30 Prozent angegeben, nicht mehr für die Vorsorge tun zu wollen.

Für alle Befürworter der privaten Rente kommt es noch dicker. Denn die Deutschen stoppen nicht nur den Ausbau ihrer Vorsorge, sie fahren ihre Investitionen sogar zurück. Die befragten Berufstätigen gaben an, durchschnittlich 185 Euro im Monat fürs Alter zurückzulegen - so wenig wie nie zuvor seit der erstmaligen Erhebung dieser Frage im Jahr 2005. Dabei sind die Menschen selbst der Meinung, dass das viel zu wenig ist. Eigentlich, so gaben die Befragten an, müsste man 269 Euro monatlich ausgeben. Die Diskrepanz zwischen "man müsste" und Wirklichkeit steigt damit auf 84 Euro pro Monat.

Die Gründe für den Unwillen zur Vorsorge liefert die Studie gleich mit. Vor allem die Eurokrise verunsichert die Menschen: Mehr als jeder zweite Berufstätige macht sich inzwischen wegen der Schuldenkrise "verstärkt Sorgen um seine Altersvorsorge". Zum einen befürchten die Befragten, dass der Staat weniger Geld für die staatliche Rente zur Verfügung hat, weil er andere Euroländer finanziell unterstützen muss. Zum anderen haben viele Menschen Angst vor Inflation. "Die Bereitschaft neue und langfristige Vorsorgeverträge abzuschließen, ist entsprechend gering", sagt Postbank-Vorstand Michael Meyer.

Die Banken sollten sich aber auch an die eigene Nase fassen. Denn die Menschen sind mit den Finanzprodukten nicht zufrieden. Nur ernüchternde 16 Prozent der Berufstätigen halten die private Riesterrente - von der Politik eigentlich als bezuschusstes Standardprodukt für jedermann erdacht - für eine besonders sichere Anlageform. Vor drei Jahren waren es immerhin noch 23 Prozent gewesen. Als sicherste Anlageform gilt nach wie vor das eigene Haus. Zudem wird Erben immer wichtiger: Für 29 Prozent der Berufstätigen spielen erhaltene oder künftige Erbschaften "eine wichtige Rolle bei der eigenen privaten Altersvorsorge-Planung".

Viele wollen sich beim Konsum nicht einschränken

Aber nicht nur Angst und Unsicherheit hält die Menschen davon ab, Geld zurückzulegen. Im Gegenteil: Viele sehen auch gar nicht die Notwendigkeit. Immerhin 44 Prozent der Berufstätigen sind der Meinung, sie hätten bereits genug fürs Alter vorgesorgt. Das ist ebenfalls ein Rekordwert in zehn Jahren Postbank-Studie. Von den Berufstätigen, die ihre Altersvorsorge für nicht ausreichend halten, ist wiederum nur jeder siebte bereit, sich bei den heutigen Ausgaben einzuschränken.

Für die Studie "Altersvorsorge in Deutschland" befragte das Institut für Demoskopie Allensbach 1642 Bürger ab 16 Jahren. Die Einzelinterviews wurden im August geführt und damit noch bevor Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) ihre Horrorrechnungen zur Altersarmut vorgelegt hatte.

Umfassende Informationen zur privaten Altersvorsorge gibt's in unserem Ratgeber