"Kauffest" So kurbeln die Dänen ihre Wirtschaft an

Mit viel Optimismus, gut gefüllten Gehaltskonten und vor allem aber ihrem Glauben an sichere Jobs haben Dänemarks Verbraucher in diesem Jahr alle Erwartungen übertroffen.

"Der Privatkonsum ist derzeit der Motor der dänischen Wirtschaft", meint Konjunkturanalytiker Jes Asmussen von der Nordea-Bank. Illustriert wird die Nordea-Prognose von 3,3 Prozent mehr Privatkonsum (als 2003) durch immer neue Jubelmeldungen aus Kopenhagen über ein "Kauffest": Der Autoabsatz ist um 25 Prozent gestiegen, Makler melden eine explosiv steigende Kauflust auf Immobilien, und der Einzelhandel freut sich auf ein Plus von fünf Prozent beim Weihnachtsgeschäft.

Steuersenkungen sorgten für Aufwind

"Nun hatten wir aber auch viele sehr, sehr schlechte Jahre", seufzt Preben Kjær, Chef des Autohändlerverbandes. Dass die Kundschaft in diesem Jahr so massiv eingekauft hat, führt er auf den generell verbreiteten Optimismus auf dem Arbeitsmarkt, Steuersenkungen und nicht zuletzt verlockende Kreditmöglichkeiten zurück. "Viel ist bei der Konsumbereitschaft die Psychologie und das Vertrauen in den Arbeitsmarkt", meint auch Nordea-Experte Asmussen.

Dabei hat die Rechtsregierung von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen mit einer für 2004 im Durchschnitt erwarteten Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent den Anstieg der vergangenen Jahre nur gestoppt und keineswegs umgedreht. "Aber die Leute glauben, dass ihre Jobs wieder sicherer sind", sagt Asmussen. Zum kräftigen Geldausgeben hätten sie vor diesem Hintergrund nicht nur beachtliche Einkommenssteigerungen der letzten Jahre gebracht, sondern auch "viele zusätzliche Stimuli". Ausdrücklich zur Ankurbelung des Privatverbrauchs senkte Rasmussen die nach wie vor sehr hohen Einkommenssteuern. Gleichzeitig locken Banken und Bausparkassen angesichts extrem niedriger Zinsen mit neuartigen, über zehn Jahre komplett tilgungsfreien Krediten.

Schlichtes Grundvertrauen in die Zukunft

Als zentral für den durchschlagenden Erfolg dieses Kreditproduktes gilt in Kopenhagen ein laut Asmussen "grundsolides Vertrauen in die Zukunft". In der breiten Mittelklasse unter den 5,5 Millionen Dänen zweifelt kaum jemand daran, dass man auch in zehn Jahren in der Lage sein wird, höhere Schulden abstottern zu können. Und so kaufen die Dänen neben Autos vor allem Ferienhäuser für sich und Wohnungen für ihre erwachsen gewordenen oder werdenden Kinder. Zum Weihnachtsgeschäft rechnet der Einzelhandel vor allem mit guten Geschäften bei "gehobenen Verbrauchsgütern" - vom gigantischen TV-Schirm bis zur neuen Designer-Küche.

Konjunkturexperte Asmussen sieht keinen Grund zur Sorge: "Es ist einfach positiv, dass die dänische Wirtschaft sich dank starker Inlandsnachfrage gut entwickeln kann, obwohl es bei den wichtigsten Handelspartnern wie Deutschland nicht so gut aussieht."

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Thomas Borchert, dpa