Wie stern.de am Montagabend exklusiv berichtet hatte, musste "Paris Bar"-Inhaber und -Geschäftsführer Michel Würthle, 62, Insolvenz anmelden. Inzwischen rühren sich die ersten Lieferanten des berühmten Restaurants.
Uwe Michalski, Geschäftsführer der gleichnamigen Berliner Fleisch- und Wursthandel GmbH, sagt: "Ich werde mich als Gläubiger melden, ist ja schon ein Loch." Dieses Loch beziffert er mit "geschätzt rund 80.000 Euro, ich rechne gerade alles zusammen." Das Gerücht, im Rahmen einer Steuerprüfung in seinem Betrieb seien Unregelmäßigkeiten bei seinem guten Kunden "Paris Bar" aufgedeckt worden, mag er weder bestätigen noch dementieren: "Ich hatte eine normale Prüfung, etwa 2002 war das. Alles war ok. Wenn Herren aus der Gastronomie ihre Bücher anders führen, kann ich da doch nichts machen."
Andere schon: Am Dienstag, dem 27. September, standen plötzlich rund zwei Dutzend Finanzbeamte in den Räumen der "Paris Bar". "Eine Aktion im Auftrag der Steuerfahndung - die Leute von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit waren im Rahmen der Amtshilfe dabei", sagt ein Insider. Man durchsuchte das Büro - vor allem den Schreibtisch von Reinald Nohal, 67, der seit 1979 für die Buchführung zuständig war. Ein Augenzeuge sagt, es sei kistenweise Material herausgetragen worden. Nohal, der öfters mal auch seine private Post fünf Monate lang nicht öffnet, hat am 11. November sein Amt als Geschäftsführer niedergelegt, so Insolvenzverwalter Udo Feser gestern.
Aber auch für Dienstpläne, Lohnzettel und Arbeitsverträge der Kellner und des Küchenpersonals interessierten sich die Fahnder: "Da verdienen viele angeblich nur um die 600, 800 Euro im Monat - arbeiten aber voll", berichtet einer. Auch mit dem Datenspeicher der "Paris Bar"-Kasse befassten sich die Steuerkontrolleure: An diesem kann man zum Beispiel ersehen, wie oft und wie viel storniert wurde - angeblich jeden Abend ein höherer Betrag vom zu versteuernden Umsatz.
Nicht beantworten mochten verschiedene zuständige Behörden die Frage, ob es - wie bei Steuerfahndungsaktionen durchaus nicht unüblich - auch Durchsuchungsbeschlüsse für Privatwohnungen, Banken sowie Steuerberatungsbüros gegeben hat. Es sieht nicht gerade gut aus für die zwei charismatischen Wirte und Kunstsammler. Doch es gibt ja immer noch die Hoffnung: Vor über zehn Jahren soll die "Paris Bar" schon einmal Steuerprobleme gehabt haben - damals sollen Stammgäste und Freunde des legendären Hauses zusammengelegt haben und lösten so den Fall. Auch Georg Mauer, Wein-Hauptlieferant und Haus-Freund, sagt: "Zeitnahe Lieferungen wurden immer bezahlt. Es bestehen aber noch alte Forderungen. Trotzdem haben Michel und Reinald für das Weiterführen des Betriebes unsere volle Unterstützung."
Dass die "Paris Bar" weiter läuft, wollen auch die Insolvenzverwalter grundsätzlich erreichen - denn anders ließen sich die "Forderungen in Millionenhöhe" auch gar nicht begleichen. Die erste Frage wäre bloß, mit wem als Betreiber? Der Vermieter hat immerhin bereits signalisiert, er wolle einsteigen. Doch die zweite Frage wäre, ob nicht möglicherweise auch ein Strafprozess ansteht, "wegen des künstlichen Runterrechnens von Umsätzen und Gewinnen in erheblichem Maße", wie es aus den befassten Behörden heißt.