Für Catherina Schwarz sind die Möglichkeiten, die ihr geboten werden, nicht alltäglich. So zumindest fällt ihr Fazit aus, wenn sie mit ehemaligen Kommilitonen über ihren heutigen Job spricht. Die Bezirksleiterin aus der Region Datteln im nördlichen Ruhrgebiet ist heute eines der vier Gesichter, das für die Management-Laufbahn bei Aldi Werbung macht. Und was die junge Frau so schwammig mit "nicht alltäglich" umschreibt, bedeutet im Klartext: Rund 65.000 Euro Jahresgehalt (für einen frisch gebackenen Uni-Absolventen, wohl gemerkt), ein Firmen-Pkw, den sie auch privat nutzen kann und allerlei Extras.
Arbeiten bei Aldi, Lidl und Co. wird schnell mit schlechter Bezahlung gleichgesetzt. Auch der Überwachungsskandal bei Lidl hat das Image der Discounter als Arbeitgeber noch einmal verschlechtert. Folglich tun sich die Billigheimer schwer, Nachwuchs für das Management zu finden. Also fahren sie groß auf, um mit coolen Start-ups und beliebten Konzernen mithalten zu können.

Hohes Gehalt und Firmenwagen: Nachwuchsmanager bei Aldi
Wie die "Welt" berichtet, bekommen Trainees schon im ersten Jahr einen saftigen Gehaltsscheck: 65.000 Euro brutto pro Jahr. Dazu erhalten sie einen Firmenwagen, den sie auch privat nutzen dürfen. Auch Lidl zahle ähnlich gut. Dort bekommen die Nachwuchsmanager einen unbefristeten Vertrag und 60.000 Euro im Jahr. Und die Supermarktkette Rewe verteilt an die neuen Azubis Samsung-Tablets.
Vergleichbar mit Einstiegsgehältern in anderen Branchen seien diese Summen nicht, so die "Welt". "Aufgrund der flachen Hierarchien sind in Handelsunternehmen schnelle Karrieren möglich. Sie können aber auch schnell enden", sagte Thomas Roeb, Professor für Handelsbetriebslehre an der Hochschule Bonn-Rhein, der "Welt".
Druck und Arbeitsbelastung als Bereichsleiter
Doch Gehalt und Auto haben ihren Preis: Die Frischlinge von der Uni müssen ordentlich Gas geben. So berichtet ein ehemaliger Aldi-Mitarbeiter auf der Jobbewertungsplattform "Glassdoor", dass Druck und Arbeitsbelastung extrem hoch seien. Dazu kämen strenge Hierarchien, wenig eigenständiges Arbeiten und Individualität.
Auch das Handelsblatt berichtete bereits 2008 vom "härtesten Job im Aldi-Universum", dem Bereichsleiter. "Erst wird man in den Boden gerammt, so tief es geht, aber dann gibt es sehr gute Aufstiegschancen", erzählte ein Aldi-Mitarbeiter anonym dem "Handelsblatt". Nach der knallharten Ausbildung im Unternehmen habe er täglich 16 Stunden gearbeitet und acht Kilo Körpergewicht verloren. Die Schinderei habe klar Methode, so der Angestellte, denn die Position des Bereichsleiters sei nur als Zwischenstation gedacht. Wer sich nicht für eine Beförderung empfehle, ist raus. "Wer nach zwei Jahren noch nicht befördert ist, wurde entweder gefeuert, ist selbst gegangen oder am Herzinfarkt gestorben", sagte der Mitarbeiter dem "Handelsblatt".