Cookie für die Hosentasche Dieser Schlüsselanhänger überwacht Ihr Shoppingverhalten

Was Amazon kann, will der Einzelhandel auch: Eine finnische Firma hat einen Schlüsselanhänger entwickelt, der das Kaufverhalten des Trägers aufzeichnet. Ein Test brachte spürbare Ergebnisse.

Der Erfolg von Amazon beruht unter anderem darauf, dass das Online-Kaufhaus so gut weiß, was wir wollen. Um uns ständig möglichst verlockende Angebote einzublenden, speichert der Konzern unser komplettes Einkaufsverhalten. Er weiß nicht nur, welche Amazon-Produkte wir kaufen, sondern auch, was wir uns lediglich ansehen. Dafür sorgen Cookies, die ungefragt im Hintergrund auf jedem Computer abgelegt werden.

Die finnische Firma Sponda möchte die virtuellen Cookies nun auch in die reale Welt bringen. Das Unternehmen hat einen physischen Cookie entwickelt, den die Kunden in der Hosentasche mit sich herumtragen sollen. Der von Sponda als "VIP key" angepriesene Cookie, ist ein pinker Plastikanhänger, in den ein RFID-Chip eingebaut ist. Wie der Online-Cookie speichert der Chip das Kaufverhalten des Nutzers mit dem Ziel, mehr Produkte an den Mann und die Frau zu bringen.

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Personalisierte Anzeigetafeln

Die Kunden erhalten das Gerät am Eingang eines Einkaufszentrums. Fortan verfolgt es sie auf Schritt und Tritt und analysiert, in welchen Geschäften sich der Shopper aufhält und für welche Produkte er sich interessiert. Was bei Amazon die Werbebanner, sind im Kaufhaus elektronische Anzeigetafeln. Der Plastikcookie registriert, wenn sich der Träger einer solchen Anzeige nähert, sodass ihm passgenaue Werbung angezeigt wird. So kann zum Beispiel jemand, der gerade aus einem Schuhladen kommt, zu einem anderen Schuhgeschäft im Stockwerk darüber gelotst werden.

Außerdem soll es der physische Cookie Verkäufern ermöglichen, Kunden gezielt auf ihre Vorlieben anzusprechen. Betritt der Kunde einen Laden, sendet der Stick die gesammelten Kundeninformationen auf ein Display an der Kasse. Hat der Kunde bereits etwas gekauft, kann der Verkäufer dem Kunden ungefragt ähnliche Produkte empfehlen - ganz so wie bei Amazon.

Viermonatiger Testlauf

Wie "Mashable" berichtet, haben die Finnen das Gerät bereits an rund 14.000 Kunden eines Einkaufszentrums in Helsinki erprobt. Die Shopper erhielten das Gerät beim Betreten der Shoppingpassage und gaben es am Ausgang wieder ab. Im Gegensatz zu Amazon, speicherte es also jeweils nur eine Einkaufssession, sodass nur temporäre Profile erstellt wurden.

Dennoch war der viermonatige Testlauf aus Sicht der Macher ein großer Erfolg: Kunden, die mit dem Cookie ausgestattet waren, verbrachten laut Sponda 21,7 Prozent mehr Zeit in den Geschäften. Zudem seien 14,5 Prozent mehr Kunden durch elektronische Anzeigen aus dem Erdgeschoss in ein darüber liegendes Stockwerk gelotst worden.

Das Gerät entlockt Kunden zwar viel weniger Geheimnisse als smartphonebasierte Shopping-Apps wie Shopkick. Dafür müssen Einkäufer keine persönlichen Daten preisgeben, was die Akzeptanz erhöhen könnte, und noch nicht einmal ein Smartphone besitzen. Zudem soll das Gerät nur 17 Cent pro Stück kosten.