Edeka Neue Konkurrenz für Aldi und Lidl

Edeka übernimmt den angeschlagenen Konkurrenten Spar und legt sich mit den Netto-Läden auch noch eine Discountschiene zu. Mit dieser geballten Einkaufsmacht will Edeka auf den hart umkämpften Billigmarkt - und den Kunden freut's.

Bei diesem Geschäft übernimmt die Nummer eins die Nummer sechs des deutschen Lebensmittelhandels: Der Handelskonzern Edeka kauft von dem französischen Konzern ITM die Spar Handels-AG und deren frühere Discount-Kette Netto. "Spar ist für uns die ideale Ergänzung", sagte Edeka-Chef Frenk. Die regionale Verteilung der Spar-Geschäfte sei für Edeka ideal, denn in Gebieten, wo Spar stark sei wie in Hamburg, München und Nordrhein-Westfalen sei die Edeka bislang schwach vertreten gewesen. "Spar und Edeka passen aufgrund ihrer ähnlichen Strukturen sehr gut zusammen", pflichtete Spar-Vorstandschef Stephan Schelo ihm bei. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, die Übernahme muss allerdings noch vom Kartellamt genehmigt werden. Branchenkenner vermuten aber, dass diese nur unter Auflagen erlaubt wird.

Kunden dürfen sich auf Preiskampf freuen

Mit dem Zusammenschluss wird den gebeutelten selbstständigen Spar-Einzelhändlern eine wirtschaftlich dauerhafte Zukunft geboten. Die Markenhersteller müssen sich hingegen auf weitere Kostensenkungsrunden einstellen, davon sollen die Kunden profitieren. "Wir bringen auf diese Weise die Industrie zu anderen Kostensätzen, die wir dann an unsere Endverbraucher weitergeben", kündigte Frenk an.

Stichwort Edeka

Im Oktober 1898 legte der Kaufmann Fritz Borrmann zusammen mit 20 Berliner Berufskollegen den Grundstein für den verschachtelten genossenschaftlichen Lebensmittelkonzern. Der Begriff Edeka setzt sich aus den drei Anfangsbuch- staben der Firmenbezeichnung "Einkaufszentrale der Kolonialwaren- händler" zusammen.
Die Edeka Zentrale, der Edeka Verband und die Edekabank sind die drei zentralen Organisationen der Edeka-Gruppe. Nach dem Krieg wird die Zentrale nach Hamburg verlegt. 1972 geht der Lebensmittelkonzern in eine Aktiengesellschaft über. Derzeit sind in der Edeka-Gruppe, einer der größten Kooperationsgruppen in Europa, rund 4.400 selbstständige Lebensmittel- einzelhändler zusammengeschlossen. Etwa 8.500 Märkte gehören zur Edeka-Gruppe, die knapp 220.000 Mitarbeiter beschäftigt. In einem insgesamt stagnierenden Markt konnte die Gruppe im Geschäftsjahr 2004 den Umsatz auf 31,46 Milliarden Euro steigern.

Mit den 1050 Netto-Märkten kann Edeka sein Discount-Geschäft deutlich ausbauen, denn bislang gehörten dazu nur einige regionale Discounter, die unterschiedliche Namen tragen. Damit profitiert die inländische Nummer eins der Lebensmittelketten von den erfolglosen Expanionsversuchen des französichen Konzerns ITM Enterprises (Intermarché). Seit 1997 versuchte ITM mit der Spar-Gruppe in die Gewinnzone zu kommen. Doch Spar steckt seit Jahren in der Krise. Der Präsident von ITM, Michel Pattou, erklärte nun die Expansion ins Nachbarland für beendet: "Wir werden keine eigenen Märkte mehr in Deutschland eröffnen."

Geballte Einkaufsmacht

Mit der Übernahme gibt die Edeka, die in Deutschland einen Marktanteil von 20,2 Prozent im Lebensmittelgeschäft hat, ihrem zuletzt schwachen Wachstum einen Schub. 2004 war der Umsatz der Edeka-Gruppe nur um 0,3 Prozent auf 31,57 Milliarden Euro gestiegen, obwohl die Verkaufsfläche um fast sechs Prozent zugelegt hatte. "Wir haben damit für unsere Gruppe ein neues Kapitel mit glänzenden Perspektiven für die Zukunft aufgeschlagen", sagte Frenk dazu in Hamburg.

Die Spar-Handels AG hatte 2004 einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro erzielt, Netto Süd war auf drei Milliarden Euro Umsatz gekommen. Netto Nord setzte 893 Millionen Euro um. Die AG beschäftigt 3300 Mitarbeiter und beliefert 2100 selbstständige Kaufleute. ITM ist in Frankreich die Nummer zwei nach Carrefour und erzielte 2004 einen Umsatz von 38 Milliarden Euro..

Reuters
spi mit AP, Reuters