Jeff Bezos "Washington Post" soll auf Themenbündel statt Artikel setzen

Als Amazon-Gründer Bezos die "Washington Post" kaufte, waren viele schockiert. Jetzt gab der Milliardär seinen Mitarbeitern einen Einblick in seine Vorstellungen von der Zukunft des Blattes.

Amazon-Gründer Jeff Bezos setzt als neuer Besitzer der "Washington Post" auf spannenden Journalismus. "Die Regel Nummer eins muss sein: Seid nicht langweilig", erklärte er bei Treffen mit der Redaktion, wie die "Post" am Donnerstag berichtete. Zugleich glaube er, dass sich Medien nicht gesund schrumpfen könnten. Weitere Kürzungen in der Belegschaft würden zum Aus oder "bestenfalls zu Irrelevanz" führen. Er zeigte sich optimistisch, was die Zukunft des Journalismus anbelangt.

"Jedes Geschäft muss für immer jung bleiben. Wenn Ihre Kundschaft mit Ihnen altert, werden Sie zu "Woolworth's", sagte Bezos und erlaubte sich einen Seitenhieb gegen den amerikanischen Handelskonzern, den er mit seiner Online-Plattform Amazon bedrängt. Er hob zwei "Post"-Artikel von dieser Woche hervor: Den #link;http://www.washingtonpost.com/local/obituaries/josh-burdette-930-club-security-head-dies-at-36/2013/09/02/31f010d2-13e9-11e3-a100-66fa8fd9a50c_story.html;Nachruf auf einen bekannten Nachtklub-Türsteher# und das Erklärstück #link;http://www.washingtonpost.com/blogs/worldviews/wp/2013/08/29/9-questions-about-syria-you-were-too-embarrassed-to-ask/;"9 Fragen zu Syrien"#.

Leser kauften keine einzelnen Artikel, aber Themen

Er sehe für die "Washington Post" vor allem zwei Probleme, sagte Bezos. Zum einen könnten Journalisten der Zeitung monatelang an einer Geschichte recherchieren, die eine Nachrichtenseite wie die "Huffington Post" dann "in 17 Minuten" umgeschrieben auch bei sich platziert. Zum anderen würden in der Internet-Ära die Artikel einzeln gelesen, während man sich früher immer die ganze Zeitung kaufen musste.

"Die Leute werden nicht für einen Artikel bezahlen", räumte Bezos der "Post" zufolge ein. Aber sie würden eventuell ein Paket aus Geschichten kaufen. Der Erfolg der Zeitung hänge davon ab, ob sie für die Menschen zu einer "täglichen Lesegewohnheit" werden könne. Möglicherweise könnten Tablet-Computer die Möglichkeit bieten, die Zeitung lesergerecht zu bündeln.

Bezos hatte Anfang August den #link;http://www.stern.de/2047609.html;Kauf der traditionsreichen "Washington Post"# für 250 Millionen Dollar bekanntgegeben. Er musste dafür nur einen Bruchteil seines Vermögens ausgeben, das dank dem Anteil am weltgrößten Online-Einzelhändler Amazon auf über 28 Milliarden Dollar geschätzt wird.

Erik Wemple, ein Blogger der "Washington Post" hat die Mitarbeiter-Ansprache live über Twitter kommentiert.

DPA
juho/DPA