Der mit hohen Verlusten kämpfende Post-Konkurrent Pin Group will den Mindestlohn für Briefträger möglicherweise umgehen. Die Pin Group wolle über Kooperationen mit Zeitungsverlagen deren Zusteller für die Verteilung von Briefen einsetzen, berichtete die "Financial Times Deutschland" am Freitag unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Pin-Managerin. Das Unternehmen wollte sich auf Nachfrage nicht zu den Spekulationen äußern: "Wir prüfen alle Optionen", sagte eine Pin-Sprecherin. "Es gibt dabei noch keine Ergebnisse."
Mehrheitseigner Axel Springer will von einer Umgehung jedoch nichts wissen. "Möglicherweise gibt es Personen bei der Pin, die dies in Erwägung ziehen", sagte Pressesprecherin Edda Fels. "Für Axel Springer als Hauptgesellschafter kommt eine Umgehung nicht in Frage. Wir halten uns an Recht und Gesetz.
Entlassungen angedroht
Hintergrund der Überlegungen ist dem Zeitungsbericht zufolge, dass der geplante Mindestlohn von bis zu 9,80 Euro die Stunde nur für Briefzusteller gelten soll. Zeitungsausträger wären damit nicht betroffen und könnten die Pin-Sendungen für deutlich weniger Geld ausliefern. Bei den Partnerfirmen entstünden dann Arbeitsplätze, während die zum Springer-Verlag gehörende Pin Group nach früheren Angaben Massenentlassungen plant.
Der zwischen Verdi und dem von der Deutschen Post dominierten Branchen-Arbeitgeberverband geschlossene Tarifvertrag sieht vor, dass der Mindestlohn für Unternehmen gilt, die "überwiegend gewerbs- oder geschäftsmäßig Briefsendungen für Dritte befördern". Zeitungsverlage und deren Austräger würden damit nicht erfasst.
Der Postdienstleister Pin mit Sitz in Luxemburg hatte in den ersten neun Monaten 2007 einen Verlust von knapp 50 Millionen Euro geschrieben. Für die angekündigten Entlassungen hatte er aber den geplanten Mindestlohn verantwortlich gemacht. Dieser vernichte Arbeitsplätze und Investitionen. Die Deutsche Post hatte diese Argumentation als "Täuschungsmanöver" kritisiert.