An Deutschlands Hochschulen haben sich 2,5 Millionen Studenten eingeschrieben. Nach Ansicht von Felix Rauner, der an der Universität Bremen die Gruppe Berufsbildungsforschung leitet, werden zu viele Akademiker ausgebildet. "Bis 2030 fehlen vor allem Facharbeiter und Meister“, sagte Rauner in einem Interview mit dem stern. "Und in Zukunft strömen deutlich mehr Menschen mit einem Hochschulabschluss auf den Arbeitsmarkt als rausgehen.“
Rauner sieht eine "Expansion pseudoakademischer Bildung“, in der die Studenten weniger lernten als in einer dualen Ausbildung. Die Innovations- und die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes basierten vor allem auf der Fähigkeit, die komplexen Probleme der Arbeitswelt zu lösen. Dabei spielen nach Rauners Ansicht betriebswirtschaftliche, technische und ökologische Kriterien eine Rolle. "Ein Monteur, der die Heizung eines Wohnhauses modernisieren soll, muss all diese Kriterien berücksichtigen“, erklärte Rauner. So zu denken und zu handeln werde im Wissenschaftssystem nicht gelehrt.
"Politik muss dringend handeln"
Die vergleichsweise geringe Arbeitslosenquote von 2,4 Prozent unter den Akademikern bedeute nicht, dass das Studium der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit sei. "Zurzeit mag das noch für Deutschland gelten“, so Rauner. "In Dänemark, wo die Akademisierung viel weiter fortgeschritten ist, sind 41 Prozent der Absolventen von Bachelorstudiengängen länger als ein Jahr arbeitslos.“
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Die Öffnung der Hochschulen wieder rückgängig zu machen, sei keine Lösung. Rauner plädiert stattdessen für einen dualen Bildungsweg als Alternative zur klassischen wissenschaftlichen Bildung. "Ein Elektromeister könnte sich dann in einem dualen Masterstudiengang weiterbilden“, sagt der Bildungsforscher, und empfiehlt: "Die Politik muss sich dringend von einer Gleichsetzung höherer Bildung mit akademischer Bildung verabschieden.“