Finanzexpertin rät Gehen Sie bei der Geldanlage lieber kleine Schritte!

capital
  • von Claudia Müller
Finanzexpertin rät: Gehen Sie bei der Geldanlage lieber kleine Schritte!
© Robert Essel NYC
Wer bei der Geldanlage etwas reißen will, sollte sich nicht überfordern. Finanzexpertin Claudia Müller weiß, wie man nachhaltig dran bleibt – und was das bringen kann.

In einer Zeit, in der Veränderungen zum Alltag gehören und Wissen zum wichtigsten Rohstoff avanciert ist, wird Weiterbildung zu einem zentralen Baustein unserer persönlichen und beruflichen Selbstbestimmung. Was mich dabei immer wieder erstaunt: Oft sind es nicht die großen, radikalen Schritte, die uns nach vorne bringen – sondern die vielen kleinen Impulse, die mit der Zeit Großes bewirken.

Claudia Müller ist Ökonomin und leitet seit 2017 das von ihr gegründete Female Finance Forum, das Frauen im Umgang mit Geld und nachhaltigen Investitionen weiterbildet. Davor studierte sie internationale VWL und arbeitete unter anderem bei der Deutschen Bundesbank, wo sie für das Thema Green Finance verantwortlich war. Dieses Wissen wandte sie parallel zur Gründung des Female Finance Forums in einem Single Family Office an, wo sie für die nachhaltigen liquiden Anlagen zuständig war.

Ich persönlich sehe Weiterbildung nicht als einmaliges Vorhaben, sondern als kontinuierlichen Prozess, der alle Facetten des Lebens umfassen darf. Ob fachliche Kompetenzen, persönliche Entwicklung oder einfach ein neues Hobby – jede Investition in mich selbst zahlt sich aus. Unter uns: Ich lese gern, aber echte Begeisterung verspüre ich beim Hören von Hörbüchern. Das Ritual, mit einem guten Kaffee auf dem Balkon, beim Sport oder sogar beim Backen dem gesprochenen Wort zu lauschen, ist für mich nicht nur Entspannung, sondern auch ein Moment, in dem ich Neues aufsauge.

Zurzeit begleitet mich der Titel "Take Control of Your Life" von Mel Robbins auf meinen Wegen. Die amerikanische Motivations-Coachin und Buchautorin bringt viele Wahrheiten auf den Punkt – und erinnert mich daran, wie sehr unser Denken vom Prinzip Hoffnung, aber auch von Angst geleitet werden kann. Besonders ein Satz aus ihrem Buch hat sich mir eingebrannt: "Fear is making you think too big." – "Angst führt dazu, dass wir zu groß denken."

Schritt für Schritt bei der Geldanlage

Was meint sie damit? Robbins schildert das Beispiel eines Lehrers mit dem Traum, eine Weinbar zu eröffnen. Kaum beginnt er, sein Vorhaben durchzudenken, türmen sich Hürden und Risiken auf: Kündigung, Miete, Personal, finanzielle Sicherheit, familiäre Verantwortung – alles erscheint auf einmal übermächtig. Im Kopf wird das Projekt zum unbezwingbaren Berg. Aus Furcht vor dem Scheitern überschauen wir den Gipfel, statt den nächsten machbaren Schritt ins Auge zu fassen.

Gerade im Bereich Finanzen begegnet mir dieses Denkmuster häufig. Viele Menschen nehmen ihre finanzielle Situation als riesiges, undurchdringliches Ganzes wahr – mit dem Ergebnis, dass sie gar nicht erst anfangen. Dabei lässt sich auch das größte Puzzle lösen, wenn wir es in kleine Teile zerlegen. Warum nicht wie beim Traum von der eigenen Weinbar erst einmal einen Winzer besuchen oder eine Weinprobe mit Freunden organisieren? Mit jedem kleinen Schritt wird das Unbekannte vertrauter und der Berg etwas niedriger.

Übertragen auf den finanziellen Alltag sieht das so aus: Statt den großen Sprung zu scheuen, sollten wir uns auf kleine, konkrete Handlungen konzentrieren. Beginnen Sie damit, Ordnung in die eigenen Unterlagen zu bringen – alte Briefe von Banken und Versicherungen zu sichten und thematisch zu sortieren. Der nächste Schritt könnte ein Blick auf den eigenen Dispo sein: Wie hoch sind die Zinsen? Haben Sie noch Versicherungsverträge aus früheren Zeiten? Ein kurzer Termin bei der Verbraucherzentrale oder einer Honorarberatung kann hier weiterhelfen.

Kleine Schritte sind besser als keine

Noch wirksamer ist es, sich gezielt kleine Lernaufgaben zu stellen: Zehn Minuten am Tag in ein gutes Finanzbuch investieren, einen Podcast hören, mit Freundinnen oder Kollegen über Erfahrungen sprechen. So wächst nicht nur das Wissen, sondern auch das Selbstbewusstsein für den Alltag. Und genau das macht uns, Schritt für Schritt, unabhängiger.

Das Entscheidende: Kleine Schritte sind besser als keine – und oft sogar besser als übergroße, weil sie Fehlertoleranz zulassen und sich flexibel anpassen lassen. Wer regelmäßig vorankommt, nimmt Kurswechsel leichter vor und bleibt länger mit Freude am Ball.

Weiterbildung und finanzielle Selbstbestimmung sind keine Raketentechnologien, sondern eine Summe von einzelnen, machbaren Entscheidungen – Tag für Tag. Wer routiniert kleine Hürden nimmt, wird staunen, wie weit er oder sie in wenigen Monaten oder Jahren gekommen ist. Hören Sie auf, zu groß zu denken! Es sind weder Perfektion noch große Pläne gefragt, sondern Neugier, Beharrlichkeit – und die Entschlossenheit, heute den ersten kleinen Baustein zu setzen. 

Capital ist eine Partnermarke des stern. Ausgewählte Inhalte können Sie mit Ihrem stern+ Abo sehen. Mehr aus Capital finden Sie auf www.stern.de/capital.

Mehr zum Thema