Leser fragen – Experten antworten Festgeld oder ETFs?

Symbolbild Festgeld vs. ETFs: Ein Bild einer Börsenkurve
Wer schon bei dem Gedanken an Markteinbrüche unruhig wird, der sollte lieber eine möglichst sichere Anlageform wählen
© Westlight / Imago Images
Wir sind Senioren über 80 und wollen Geld so anlegen, dass es durch die Inflation nicht schrumpft. Was raten Sie uns, Festgeld oder ETFs?

Ganz einfach ist die Antwort nicht, denn dafür müssten wir noch mehr von Ihnen wissen: Ganz grundsätzlich hängt sie zuerst einmal davon ab, wie sicherheits- oder risikobewusst Sie selber als Anleger sind. Wer viel Risiko eingehen möchte, kann auch im Rentenalter durchaus über ETFs nachdenken, wenn er das Geld nicht nötig braucht. Sondern mögliche Markteinbrüche auch aussitzen kann. 

Wer dagegen schon bei dem Gedanken an Markteinbrüche unruhig wird, der sollte lieber eine möglichst sichere Anlageform wählen. Also dann doch eher das Festgeld.

Die zweite Grundsatzfrage ist: Möchten Sie das Geld für sich selber verwenden, um sich einen besseren Lebensstandard davon zu gönnen, es also verzehren? Oder soll es auf längere Sicht nur "geparkt" werden? Für größere Not- oder Pflegefälle womöglich. Oder vielleicht sogar, damit Sie es an Kinder oder Enkel weitergeben können, wenn Sie es selbst nicht benötigen. Das macht nämlich einen entscheidenden Unterschied in der Frage, ob Sie es in ETFs oder Festgeld stecken sollten.

Wer ETFs kauft, sollte Zeit und gute Nerven mitbringen

In ETFs sollte nur investieren, wer einen längeren Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren hat, um mögliche Marktdellen auszusitzen. Wer dagegen weiß, dass er in 3 oder 5 Jahren Geld entnehmen möchte, der sollte sich lieber nicht den Marktschwankungen aussetzen. Denn zu groß ist die Gefahr, dass er sonst seine ETF-Anteile genau dann verkaufen muss, wenn die Kurse gerade stark gefallen sind.

Auf dem Festgeldkonto ist das Geld dagegen bei europäischen Banken sicher angelegt, sofern man dort nicht mehr als 100.000 Euro bunkert. (Bis zu diesem Betrag gilt die europäische Einlagensicherung.) Damit ist zumindest der Kapitalerhalt gesichert und die jährliche Zinszahlung ist garantiert. Aber es ist derzeit schwierig, mit Tages- oder Festgeld wirklich dauerhaft den Inflationsausgleich zu schaffen. Bei soliden europäischen Banken bringt Festgeld derzeit rund 2,3 bis 2,4 Prozent Zinsen, wenn man es für ein oder zwei Jahre festlegt. Die Inflation ist derzeit annähernd genauso hoch. Doch um sie auszugleichen, müsste man rund 3 Prozent Ertrag vor Steuern und Abzügen erzielen.

ETFs, also Indexfonds etwa auf den MSCI World Index, werfen in aller Regel weitaus mehr ab als den Inflationsausgleich, nämlich rund 6 bis 7 Prozent Rendite jährlich. Aber die erzielt man natürlich nicht stoisch jedes Jahr, denn die Kurse schwanken stark. Sie können zwischendurch um 50 Prozent einbrechen. Oder stärker.

Warum nicht den Betrag teilen?

Die Grundfrage ist: Halten Sie so einen Einbruch notfalls aus? Und wollen Sie das Geld später Ihren Kindern oder Enkeln vererben? Lautet die Antwort in beiden Fällen ja, dann kaufen Sie ruhig ETFs, breit gestreut auf einen der Welt-Indizes, also den MSCI World oder den MSCI ACWI. Wollen Sie das Geld eher selber ausgeben und es als Zusatzrente verwenden, dann wären Festgeld oder Anleihen verschiedener Laufzeiten die bessere Idee.

morgenstern

Es geht ums Geld – der Finanz-Newsletter

Ob Bausparvertrag oder Bitcoin – machen Sie mehr aus IhremGeld: Der stern weist Ihnen in diesem Newsletter den Weg durch den Finanz-Dschungel, kompakt und leicht verständlich, mit konkreten Tipps für den Alltag. Immer freitags in Ihrem Postfach. Hier geht es zur Registrierung

Oder, noch besser: Splitten Sie das Geld doch und verteilen es hälftig auf ETFs und aufs Festgeld. Dann haben Sie einerseits sichere Erträge und einen festen Kapitalstock. Und der andere Teil des Kapitals erwirtschaftet Erträge – ihn können Sie verflüssigen, wenn die Aktienkurse gerade gut stehen. So entgehen Sie den möglichen Schwankungen besser.