Heute hat Peer Steinbrück angekündigt, „Auftraggeber, Ort und Thema jedes einzelnen Vortrages“ zu veröffentlichen. Einen Fall kann der stern schon heute entschlüsseln. Auf seiner Bundestags-Website listet der Abgeordnete Peer Steinbrück pflichtgemäß seine „entgeltlichen Tätigkeiten neben dem Mandat“ auf. In zahlreichen Fällen verbergen sich die eigentlichen Auftraggeber für Vorträge oder Auftritte Steinbrücks hinter Agenturen. Im Jahr 2010 nahm Peer Steinbrück an einer Podiumsdiskussion der französischen Bank Société Générale in Frankfurt am Main teil. Dieser Termin verbirgt sich auf seiner Abgeordneten-Website hinter dem Eintrag „Steinkühler-com, Düsseldorf, Vortrag, 2010, Stufe 3“. Bei diesem „Main Gespräch" ließ sich Steinbrück ebenso wie im Jahr zuvor Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker von einer blonden TV-Moderatorin befragen. Diese führt die Engagements auf ihrer persönlichen Website auf.
Im Rahmen einer anderen Recherche hatte uns das Büro von Peer Steinbrück seinen damaligen Auftritt im Mai bestätigt. Die Bank Société Générale hatte damals nach eigenen Angaben noch die Düsseldorfer Event-Agentur K3 zwischengeschaltet. Diese hat sich nach Auskunft der Bank gegenüber dem stern „um die Buchung des Referenten gekümmert“. „Zur Firma steinkühler.com haben wir keine direkte Geschäftsbeziehung,“ so eine Bankensprecherin im Mai zum stern. Karl-Heinz Steinkühler ist ein ehemaliger Focus-Journalist, der in Düsseldorf eine nach ihm benannte PR-Agentur betreibt und auch als Pressesprecher für die private Betreibergesellschaft des Nürburgring agiert.
An diesem Auftritt Steinbrücks lässt sich erkennen, wie intransparent die bisherigen Regeln für Nebeneinkünfte sind: Das Honorar von Société Générale floß über zwei Zwischenstationen an den Bundestagsabgeordneten Steinbrück. Die genannte Stufe 3 bedeutet, dass das Redehonorar mindestens 7000 Euro betrug. In der Vergangenheit wurde der Marktwert Steinbrücks von Branchenkennern allerdings deutlich höher taxiert – auf bis zu 20 000 Euro.
Was genau Steinbrück jeweils kassiert hat, bleibt allerdings weiter im Dunkeln. Weil er nicht jeden Auftraggeber einzeln um Erlaubnis fragen könne, will Steinbrück in zwei bis drei Wochen nur "das durchschnittliche Honorar der bezahlten Vorträge vor und nach Steuern in den Jahren 2009 bis 2012 veröffentlichen.“
von: Dirk Liedtke
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Foto: AFP PHOTO / ODD ANDERSEN