Editorial Auf Leben und Tod

Die Meldung war nur fünf Zeilen lang. "Siamesische Zwillinge in Münster geboren", meldete die Deutsche Presse-Agentur am 10. September 2003. Ob es möglich sei, die Mädchen zu trennen, sei unklar. Keine Namen, keine Bilder, keine weiteren Informationen.

Liebe stern-Leser!

Die Meldung war nur fünf Zeilen lang. "Siamesische Zwillinge in Münster geboren", meldete die Deutsche Presse-Agentur am 10. September 2003. Ob es möglich sei, die Mädchen zu trennen, sei unklar. Keine Namen, keine Bilder, keine weiteren Informationen.

Seither kümmern sich die Eltern in einem abgeschieden gelegenen Haus in einer kleinen Stadt in Westfalen liebevoll und aufopfernd um Lea und Tabea, so heißen die Zwillinge. Sie sind fröhlich und kerngesund - bis auf die Tatsache, dass sie am Kopf zusammengewachsen sind. Je älter die Mädchen werden, desto klarer ist: Sie werden ihr Leben nur liegend oder im Vierfüßlerstand verbringen können, was auf Dauer eine Qual ist. Oder sie müssen getrennt werden, was mit großen Risiken verbunden ist.

Nelly und Peter, die Eltern, haben sich entschlossen, die Operation zu wagen - und auch den Schritt an die Öffentlichkeit. Sie luden den stern zu sich nach Hause ein und berichteten den Reportern Anette Lache, Frank Ochmann und Fotografin Anne Schönharting vom Glück der Schwangerschaft, vom Schock der ersten Diagnose und vom Alltag mit den Zwillingen.

Natürlich war nach dem ärztlichen Befund rasch das Wort Abtreibung gefallen. Es gibt viele Menschen, die in so einer Situation nicht lange überlegt hätten. Aber wer unsere Geschichte (ab Seite 28) liest, wird verstehen, warum Nelly und Peter sich dagegen entschieden haben.

Der stern

erscheint ab heute in doppelter Ausführung: in der gedruckten Papierfassung, die Sie gerade in Händen halten, und in elektronischer Form als so genannte e-paper-Ausgabe im Internet. Von nun an können Sie jeden Donnerstag ab 6 Uhr früh eine vollständige digitale Fassung unseres Magazins mit sämtlichen Texten, Fotos und Anzeigen im Original-Layout auf den eigenen Rechner runterladen. Das ist vor allem für Reisende interessant und für Deutsche, die längere Zeit im Ausland leben, arbeiten oder studieren.

Zur Einführung können Sie das Angebot bis 30. April kostenlos testen, nachdem Sie sich unter www.stern.de/epaper registriert und die notwendige Software runtergeladen haben. Anschließend kostet die Einzelausgabe 2,50 Euro und im Abo 2,30 Euro pro Ausgabe.

Ich wünsche Ihnen geruhsame Ostertage.

Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn

print