Zwei erschreckende Zahlen bestimmen die politische Diskussion in dieser Woche: Mehr als 5,2 Millionen Menschen sind in Deutschland gegenwärtig ohne Arbeit. Und etwa vier Millionen Menschen müssen seit Jahresbeginn vom so genannten Arbeitslosengeld II leben, weil sie seit längerem ohne Beschäftigung sind. Wer einen gut bezahlten Job hat, der kann sich schwer vorstellen, im Westen mit 345 Euro und im Osten mit 331 Euro pro Monat auszukommen für Nahrung und Bekleidung, Wasser und Strom, Möbel und Gesundheitspflege, Bus und Bahn, Telefon und Freizeitvergnügen.
Was heißt das für die Betroffenen? Ist Hartz IV sozialer Kahlschlag, wie Kritiker sagen, oder notwendige Reform, wie Kanzler Schröder meint?
stern-Reporter Hannes Roß, 29, wollte es genau wissen. Er lebte einen Monat lang unter den Bedingungen von Hartz IV. Was bedeutet: etwas mehr als zehn Euro pro Tag zur Verfügung zu haben - und jeder Job ist zumutbar. Zum Beispiel Pflastersteine schleppen und sortieren für 1,65 Euro pro Stunde. Für den jungen Journalisten, der sonst im Kulturressort schreibt, eine prägende Erfahrung: "Ich schaue den Euro jetzt anders an als zuvor." Sein Fazit nach 31 Tagen: "Hartz IV ist ein Disziplinierungsprogramm für diejenigen, die keine Arbeit haben. Und ein Einschüchterungsprogramm für die anderen, die noch einen Job haben." Der Bombenanschlag von Tel Aviv am vergangenen Freitag stört den Friedensprozess im Nahen Osten in einer heiklen Phase. Gerade erst haben Israelis und Palästinenser einen Waffenstillstand vereinbart. Und gerade beginnen die Vorbereitungen für einen historischen Schritt: Im Sommer sollen jüdische Siedler im Gaza-Streifen erstmals biblisches Land räumen, das sie vor gut 30 Jahren besetzt haben.
In dem Küstenstreifen leben 7300 Israelis mit 1,4 Millionen Pälästinensern auf engstem Raum zusammen. Welches Misstrauen und welcher Hass dort zu überwinden sind, beobachteten stern-Reporter Steffen Gassel und Fotograf Thomas Hegenbart über mehrere Wochen auf beiden Seiten: bei jüdischen Siedlern wie dem Geranienzüchter Shlomo Wasserteil, bei Palästinensern wie dem Kleinbauern Nadid Faris.
Steffen Gassel hat an den Universitäten von London und Damaskus vier Jahre lang Arabisch studiert. Thomas Hegenbart fotografiert für den stern seit vielen Jahren in Israel, aber auch in Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan und Irak. Ihre Reportage "Bittere Ernte", die auf Seite 26 beginnt, zeigt, dass es schwer sein wird, die Siedlungen abzubauen - und noch schwerer den Hass.