Liebe stern-Leser!
Ostern vor einem Jahr veröffentlichte der stern die Ergebnisse der ersten Volksbefragung von "Perspektive Deutschland". 170 000 Menschen hatten an der bis dahin größten OnlineAbstimmung teilgenommen. Ergebnis: Die Bürger sind viel leistungs- und verantwortungsbereiter, als die Politik annimmt. Die meisten leben gern in unserem Land und möchten etwas bewegen - wenn man sie nur ließe. Doch statt sich die Aufbruchstimmung zunutze zu machen, bot die Politik nur Zaudern, statt mutiger Reformen sah man allenthalben nur notdürftige Reparaturen.
Nun liegt die zweite Umfrage von "Perspektive Deutschland" vor. Die Teilnehmerzahl hat sich auf 350 000 mehr als verdoppelt. Und das Fazit untermauert den Befund von 2002: Die Bürger spüren den Handlungsdruck. Sie wollen Reformen, etwa in unseren maroden Sozialversicherungssystemen. Die Mehrheit spricht sich für ein Umsteuern aus: weniger Beitr äge, Reduzierung der Leistung auf eine Grundversorgung und gleichzeitig mehr Spielraum für Eigenvorsorge.
Doch die Parteien zeigen sich weiterhin unentschlossen und unfähig, die Probleme zu lösen. Kein Wunder, dass das Vertrauen zu Politikern und Funktionären weiter abnimmt, wie die Umfrage ebenfalls zeigt. Die Menschen sind des Machtkampfes und Interessenpokers überdrüssig. Was sie wollen, sind mutige Lösungen, sind grundlegende Veränderungen.
Nicht der kleinste gemeinsame Nenner ist gefragt, sondern ein Wandel, der Deutschland fit macht für die Zukunft. "Perspektive Deutschland" ist ein Mahnruf der Bürger an ihre Volksvertreter. Vertrauen kann nur zurückgewinnen, wer die Wünsche und Sorgen der Menschen ernst nimmt und die Probleme in unserem Land entschlossen anpackt. Die Bürger jedenfalls sind dazu bereit. Alle Ergebnisse der Umfrage finden Sie ab Seite 42.
"Wohnst Du noch oder lebst du schon?", fragt Ikea in seiner Werbung. "Schraubst du noch oder wohnst du schon?", konterte ein kleiner, frecher Konkurrent aus München und bekam prompt Post von den Anwälten des schwedischen Möbelgiganten. Ikea will weg vom Elch- und Selbstbau-Image und zum Design-Einrichter werden. Drei Monate lang erforschten stern Autorin Katja Gloger und Fotograf Hans-Jürgen Burkard die Innenwelt der Möbelmaschine Ikea. Sie reisten nach Schweden, Moskau und Peking, besuchten Filialen in Saudi-Arabien und in Hamburg. Sie sahen sich in Möbelfabriken in Polen und Vietnam um, sprachen mit Produktentwicklern und stressgeplagten Ikea-Verkäufern. Sie erlebten einen kreativen und hart kalkulierenden Konzern auf weltweitem Expansionskurs, dessen strategisches Ziel lautet: "Ikea soll sein wie Disneyland."
Der legendäre Gründer gibt keine Interviews und will auch nicht fotografiert werden, hieß es immer wieder. Doch für den stern wagte sich Ingvar Kamprad an einem eiskalten Samstagmorgen schließlich doch auf einen zugefrorenen See in seiner schwedischen Heimat und ließ sich geduldig ablichten. Dann lud der mutmaßliche Milliardär die Reporter in die Ikea-Zenrale. In seiner kleinen Büroecke gab es Kaffee und ein langes Gespräch über die Zukunft des Unternehmens. Die Reportage über den Mann, der die ganze Welt vermöbelt, beginnt auf Seite 72.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn