Das Landgericht Essen hat einen erneuten Haftprüfungstermin für den Ex-Topmanager Thomas Middelhoff angesetzt. Der nicht öffentliche Termin werde "kurzfristig" stattfinden, teilte das Gericht mit. Nach Vorwürfen der Anwälte gegen die Haftbedingungen erklärte das nordrhein-westfälische Justizministerium, Middelhoffs Zelle sei bei nächtlichen Kontrollen nicht von JVA-Mitarbeitern betreten worden. Middelhoff sei im Rhythmus von etwa 15 Minuten durch den Türspion überwacht worden. Der Haftprüfungsantrag von Middelhoffs Anwälten war am Dienstag beim Landgericht Essen eingegangen. Aus Sicht der Verteidigung besteht Haftunfähigkeit, eine seltene Autoimmunkrankheit habe sich unter den Bedingungen der Haft verschlechtert. Die Anwälte Middelhoffs hatten den Vorwurf erhoben, dass diesem über Wochen Schlaf entzogen worden sei.
Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Justizministeriums sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP: "Die Zellentür wurde nicht geöffnet." Dies ergebe sich aus dem Meldebuch der entsprechenden Abteilung in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Essen. Darin hätte ein nächtliches Betreten der Zelle vermerkt werden müssen. Solche Einträge gebe es aber nicht. Vielmehr habe die Überwachung im Rhythmus von etwa 15 Minuten durch den Türspion stattgefunden, sagte der Sprecher. Dabei werde nachts von außen das Licht in der Zelle "für einen kurzen Moment" eingeschaltet, um die Vitalfunktionen des Inhaftierten zu überprüfen.
Das Essener Landgericht hatte den einstigen Spitzenmanager Middelhoff im November 2014 wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt und noch im Verhandlungssaal einen Haftbefehl gegen ihn verkündet. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft, mehrere Beschwerden gegen die Haft waren wegen Fluchtgefahr bislang erfolglos geblieben. Der frühere Arcandor-Chef legte gegen das Landgerichtsurteil Revision ein, über die der Bundesgerichtshof noch nicht entschieden hat. Vor wenigen Tagen stellte Middelhoff außerdem Antrag auf Privatinsolvenz.