"Die Tore" In New York klingeln die Kassen

Nicht nur künstlerich haben Jeanne-Claude und Christo im Central Park ein Riesen-Projekt verwiklicht: Von der Kunstaktion erwartet New York 80 Millionen Dollar Einnahmen und 300.000 neue Jobs.

Als "größtes Projekt seit der Errichtung der Sphinx" feiern Zeitungen das New Yorker Christo-Projekt "The Gates". Und auch wirtschaftlich ist die Kunstaktion von Jeanne-Claude und Christo ein wahres Mammutprojekt: Auf knapp 21 Millionen Dollar schätzen Experten die Kosten für "The Gates" - eine Summe, für die das Künstlerpaar, wie es betont, vollständig selbst aufkommt.

"In unserer Arbeit geht es um Freiheit"

Zusätzlich zu den Kosten für Material - rund 100.000 Quadratmeter Stoff, tonnenweise Stahl und über 90 Kilometer Vinylrohr - kommen Aufwendungen für Logistik, Gebühren und Windkanaltests. Hinzu kommen rund drei Millionen Dollar, die das Paar an die Stadtverwaltung zahlt. Auch die 1200 Helfer, die bei dem Kunstprojekt helfen, zahlen die beiden nach eigenen Angaben aus eigener Tasche.

Sponsorengelder, Zuschüsse und Stiftungsgelder lehnen Jeanne-Claude und Christo kategorisch ab. "In unserer Arbeit geht es um Freiheit" begründen die beiden ihren Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit. Und Freiheit sei der Feind des Besitzes - "und Besitz ist gleichbedeutend mit Dauerhaftigkeit".

Um Vorwürfe zu umgehen, dass sie sich mit ihrer Kunst bereichern wollen, haben die beiden nach eigenen Angaben auch die Einnahmen aus Merchandising-Produkten abgetreten. Sie gehen an eine New Yorker Umweltschutzorganisation, die sich die Erhaltung des Central Parks zur Aufgabe gemacht hat.

Vom Schlüsselanhänger über die Gelbgolduhr

Neben billigeren Andenken wie beispielsweise "The Gates"-Schlüsselketten, Postkarten oder Videos ist auch für vermögende Kunstfans gesorgt: Eine limitiert aufgelegte Gelbgolduhr inklusive handsigniertem Christo-Druck ist für knapp 1300 Euro zu haben. Gewöhnlichere Varianten gehen schon für schlappe 160 oder 90 Euro über den Ladentisch.

Die Lizenz, offizielle Fotos des vollendeten Projektes zu machen, hat ausschließlich der Düsseldorfer Fotograf Wolfgang Volz, mit dem das Paar bereits seit mehreren Jahren zusammenarbeitet. Bei der Reichstagsverhüllung 1995 in Berlin war es wegen Fotos des "Wrapped Reichstag"-Projektes sogar zu einem Gerichtsverfahren gekommen, nachdem ein Verlag auf eigene Faust Postkarten vom verhüllten Reichstag verkauft hatte. Aus den zahlreichen Kunstdrucken von "The Gates", die international vermarktet werden, bekommen die beiden nach eigenen Angaben keinen Cent.

Ein Andenken für 600.000 Dollar

Finanziert wird das Megaprojekt dem Künstlerpaar zufolge alleine durch den Verkauf früher Werke sowie von Arbeitsskizzen, Collagen und Modellen, die Christo im Vorfeld des Kunstprojekts fabriziert.

Und die haben ihren Preis: Kleine Collagen von "The Gates" in einem Format von rund 20 mal 30 Zentimeter kosten den Kunstfan rund 30.000 Dollar (umgerechnet 23.000 Euro). Ein wandgroßes Gemälde schlägt mit 600.000 Dollar (mehr als 460.000 Euro) zu Buche. Auch der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg soll schon zwei Bilder gekauft haben.

Der Besuch von "The Gates" im Central Park ist vollkommen kostenlos. "Der New Yorker Central Park ist ein öffentlicher Raum, offen und kostenlos für alle", heißt es gleich auf der Startseite des Internetauftritts der beiden Künstler. "Es gibt keine Eröffnungsveranstaltung, es gibt keine Einladungen, es gibt keine Eintrittskarten".

300.000 Jobs werden durch "Die Tore" enstehen

Ein riesiges Geschäft ist allerdings das ganze Drumherum. So rechnet New York während des Kunstprojektes mit einen wahren Besucheransturm aus dem In- und Ausland. Diese Erwartung ist nicht unbegründet: Den Verhüllten Reichstag in Berlin hatten 1995 rund fünf Millionen Menschen gesehen.

Rund 300.000 Jobs, so Schätzungen, werden durch die Ausgaben der Besucher in der Stadt entstehen, alleine die Steuereinnahmen sollen bei zwei Millionen Dollar liegen. Die Gesamteinnahmen, die durch „The Gates“ generiert werden, schätzt die Stadt auf 80 Millionen Dollar. Als Unternehmer verstehen sich Jeanne-Claude und Christo dennoch nicht, wie das New Yorker Internetmagazin "New York Metro" berichtet. "So nennen uns diejenigen, die uns hassen."

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Mirjam Hecking /AP