Gegen den Rückenschmerz Gesund arbeiten im Hamsterrad

Nach stundenlangem Sitzen im Büro plagten Will Doenlen oft Rückenschmerzen. Also erfand er eine neue Art des Arbeitens: im Gehen. Die Arbeit im "Hamsterrad" tut ihm richtig gut, sagt er.

Als Programmierer sitzt Will Doenlen Tag für Tag vor dem Computer. "Mindestens acht Stunden, eher mehr", sagt er im Gespräch mit dem stern. Eine Qual für den jungen Mann aus San Francisco. "Abends tat mir immer alles weh, vor allem der Rücken." Also schaffte er sich ein Stehpult an. Aber wirklich besser ging es ihm damit nicht. "Ich fühlte mich nicht wohl, weil ich immer auf einem Fleck stand", so der 25-Jährige. "Mir fehlte die Bewegung, das Laufen, dafür haben wir Menschen doch unsere Beine. Und nicht nur zum Rumstehen."

Dann fiel ihm im Wartezimmer eines Arztes durch Zufall eine medizinische Fachzeitschrift in die Hände, darin ein Artikel über die Schädlichkeit von Sitzen. Will Doenlen sagt: "Da begann ich darüber nachzudenken, wie man das Problem lösen könne." Laufbänder für den Schreibtisch wie es sie inzwischen sogar im Supermarkt Walmart für ein paar hundert Dollar gibt, fand er doof. Als er sich mit seinem Freund, dem Künstler Robb Godshaw bei einem Arbeitstermin über das Thema unterhielt, hatten sie die zündende Idee. Ein Hamsterrad für Menschen. Robb Godshaw sagt: "Das schien uns am logischsten, weil man seine natürlichen Bewegungsabläufe darin beibehalten kann." In der Werkstatt von Robb begannen sie herum zu probieren. Nach einer schlaflosen Nacht war das Hamsterrad für Menschen fertig. Zusammengezimmert aus Holz, mit Skateboardrädern, etwa zwei Meter hoch und 40 Kilo schwer. "Wir montierten noch einen Tisch und fertig war es", sagt Godshaw.

Wild entschlossen, etwas für seine Gesundheit zu tun, stellte er das Rad mitten im Großraumbüro seiner Firma auf. Schreibtisch und Stuhl flogen dafür raus. "Am Anfang waren alle ganz begeistert, viele wollten es ausprobieren", berichtet Doenlen. Einer seiner Kollegen stellte ein Video von Will in seinem neuen Arbeitsgerät online. Es wurde millionenfach geklickt. Es kamen Anfragen aus aller Welt, wo man so ein Rad bestellen könne. "Wir wollten ja nichts damit verdienen, deswegen haben wir die Pläne online gestellt, jetzt kann es jeder selbst nachbauen", sagt Robb Godshaw.

"Mir tat die Arbeit im Rad richtig gut", berichtet Doenlen. Leider waren seine Kollegen auf lange Sicht nicht sonderlich angetan davon. Denn das schnell zusammengezimmerte Rad hatte keine Schalldämpfung und die Rollen waren nur sehr einfach. "Es machte einen höllischen Lärm", sagt Doenlen und lacht. Nach ein paar Monaten musste er es wieder aus dem Büro räumen. "Die Räder waren ohnehin kaputt", so Godshaw. Aber so schnell aufgeben wollen die beiden auch nicht. "Das Rad tat mir so gut, wir sind verabredet, demnächst ein neues zu bauen", erzählt Doenlen.

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