Phänomen Burn On Viele stehen näher am Zusammenbruch, als sie denken

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Psychiater Bert te Wildt erläutert, warum viele auf der Vorstufe zum Burn-out unterwegs sind, wer besonders gefährdet ist – und wie sich ein Zusammenbruch abwenden lässt.
Ein Mann lehnt an einer Wand
Burn-on: Der Zustand kurz vor dem Burn-out 
© mauritius images / Westend61 / Kniel Synnatzschke

Herr Professor te Wildt, Sie beschreiben mit dem "Burn-on-Zustand" ein neues Phänomen, das Sie bei Patienten und Patientinnen in Ihrer Klinik für Psychosomatik beobachten. Wie unterscheidet sich ein Burn-on vom Burn-out?
Fachleute sprechen beim Burn-out auch von einer akuten Erschöpfungsdepression, die ab einem gewissen Zeitpunkt zum Zusammenbruch führt. Betroffene fallen oft monatelang aus, können nicht weiter ihrer Arbeit nachgehen und am Leben teilnehmen. Mit dem Begriff "Burn-on" versuchen mein Kollege Timo Schiele und ich eine Variante des Ausgebranntseins zu beschreiben, die nicht so fulminant durch einen Zusammenbruch auffällt, sondern bei der die Erschöpfung chronisch verläuft und Betroffene gerade noch in vielen Bereichen "funktionieren". Sie bewegen sich dauerhaft an der Scheidelinie von Durchhalten und Zusammenbruch und verharren auf einer Art Vorstufe zum Burn-out. Nichtsdestotrotz führt der Burn-on-Zustand bereits zu signifikanten psychischen und körperlichen Symptomen, die man diagnostizieren muss, um Betroffenen die nötige Hilfe zukommen zu lassen. 

Gab es einen Patienten Nr. eins, bei dem Ihnen das Phänomen erstmals auffiel?