Mehr als 20 Jahre war er der Earl of Buckingham, für seine Frau, seine Kinder, seine Nachbarn und seine Arbeitskollegen - doch der letzte echte adlige Buckingham ist seit über 400 Jahren tot. Der Betrüger, der sich den ausgestorbenen Titel unter den Nagel riss, muss an diesem Dienstag möglicherweise ins Gefängnis. Er weigert sich beharrlich, seine wahre Identität preiszugeben, wie die "Times" berichtet. Warum dies der von der Presse "Mystery Man" genannte tut, ist der Polizei ein Rätsel.
Der Mann hatte 1983 die Identität von Christopher Edward Buckingham angenommen, einem Säugling, der bereits 20 Jahre zuvor im Alter von nur acht Monaten gestorben war. Unter diesem Namen bekam der Betrüger einen britischen Pass, einen Führerschein und eine Sozialversicherungsnummer. Doch damit nicht genug: Um dem Namen mehr Klang zu verleihen, stahl er den Adelstitel und ließ Briefpapier mit dem Familienwappen der Buckinghams drucken - Aufdruck: "Vom Büro des Lord Buckingham".
Seine Frau und seine Kinder Lindsey, 19 und Edward, 17, ahnten nichts; der Sohn glaubte gar, er werde den Adelstitel später einmal erben, schreibt die "Times". Doch im Januar dieses Jahr zogen britische Grenzschützer im Hafen von Calais seinen Pass ein, der bereits zwei Jahre zuvor bei einem Routineabgleich mit dem Totenregister als ungültig erkannt worden war.
Selbstbewusst bei seiner Vernehmung
Bei seiner Vernehmung auf der Polizeiwache habe der Mann, der seit 2001 für eine Schweizer Versicherung arbeitete, einen sehr selbstbewussten Eindruck gemacht und von einem "schrecklichen Versehen" gesprochen. "Er erzählte uns eine ziemlich glaubwürdige Geschichte - über seine Eltern und seine Kindheit. Bis wir fragten, auf welcher weiterführenden Schule er gewesen sei und er antwortete, er könne sich nicht erinnern. Ich kenne absolut niemanden, der seine Schulzeit vergessen hat", sagte Wachtmeister Dave Sprigg.
Mittlerweile hat der Möchtegern-Graf zugegeben, unter falschem Namen einen Pass beantragt zu haben, was ihn zwei Jahre ins Gefängnis bringen könnte. Doch seine wahre Identität will der "Mystery Man", der als wohlhabend gilt, weiter geheim halten. Die Polizei nimmt an, dass der Mann in kriminelle Machenschaften verstrickt war, die er unter dem Deckel halten will. Doch selbst DNA-Tests und der Abgleich seiner Fingerabdrücke gaben den Ermittlern bisher keine Spur. Nun soll die internationale Polizeibehörde Interpol die Identität des Mannes prüfen, denn Constable Sprigg ist sich sicher: "Es muss einen wirklich ernsten Grund geben, warum er so sehr auf Geheimhaltung bedacht ist."