Vatikan Vatikan warnt vor Misch-Ehen

In einem offiziellen Dokument hat der Vatikan Katholiken vor einer Ehe mit Muslimen gewarnt. Die Muslime werden in der Erklärung aufgefordert, Menschenrechte und Demokratie zu achten.

Der Vatikan hat in einem ungewöhnlich scharfen offiziellen Dokument "Erga migrantes caritas Christi" (Die Liebe Christi zu den Migranten) vor Misch-Ehen zwischen katholischen Frauen und Muslimen gewarnt. Hier gebe es "bittere Erfahrungen". Die Frau sei der "weniger geschützte Teil der muslimischen Familie", heißt es in dem am Freitag veröffentlichen Schreiben, das die Seelsorge für Migranten zum Thema hat. Komme es zu Misch-Ehen mit Muslimen, müssten katholische Beratungsstellen die Frauen auf die Schwierigkeiten vorbereiten. Dies gelte besonders, wenn sie mit ihrem Ehemann in dessen islamischer Heimat lebten. Eines der entscheidenden Probleme dabei sei die Kindererziehung.

Neue Sicht auf den Islam

Wenn der Vatikan und der Papst in der Vergangenheit vom Verhältnis zum Islam sprachen, ging es stets um eins: den Dialog. Katholiken sollten Verständnis zeigen, die Kultur ihrer "muslimischen Brüder" achten und religiöse Gemeinsamkeiten mit ihnen suchen. Am Freitag hat der Vatikan erstmals in einem offiziellen Dokument ganz andere Töne angeschlagen. Was der Päpstliche Rat für die Seelsorge der Migranten zu sagen hat, klingt eher nach einer Strategie der Klärung und Abgrenzung. "Wandel im Vatikan", kommentiert ein deutscher Vatikaninsider und Theologe.

Neu ist in der "Instruktion" auch die Weisung an die Priester, in der Gemeindearbeit das klipp und klar herauszuarbeiten, was am Islam nicht gefällt. Zwar müsse man den Fremden aus dem Morgenland mit Wärme und Offenheit begegnen, so das Schreiben. Aber bei der Auseinandersetzung mit "den religiösen Verhaltensweisen und moralischen Normen des Islam" müsse aber auch gesagt werden, "was nicht gebilligt werden kann" - stärker kann eine Vatikankommission ihre Vorbehalte nicht ausdrücken.

"Wahrnehmung im Vatikan scheint sich zu schärfen"

"Zweieinhalb Jahre nach dem 11. September scheint sich im Vatikan die Wahrnehmung auch für die Gefahren innerhalb des Islam zu schärfen", meint der deutsche Experte. Bereits an Ostern hat Papst Johannes Paul II. einen Schritt in Richtung Kritik getan, als er sich zum Terrorismus äußerte und "die Söhne Abrahams" zur Brüderlichkeit aufforderte - zu den "Söhnen Abrahams" zählen neben Christen und Juden auch die Muslime.

Ausdrücklich und unmissverständlich ermahnt der Vatikan die "muslimischen Brüdern und Schwestern" auch, grundlegende Freiheiten, die Rechte der Person und das demokratische Prinzip in der Politik anzuerkennen. Sogar die Anerkennung der Laizität des Staates, die Trennung von Staat und Kirche, verlangt das Schreiben - eine kaum verhüllte Ablehnung des "Gottesstaates", den radikale Muslime in vielen Ländern der Erde fordern.

Dabei hatte der Vatikan sich in der Vergangenheit nicht gerade leicht von seiner eigenen Idee des christlichen Gottesstaates verabschiedet. "Jetzt nimmt der Vatikan die Moderne gegen den Islam in Schutz", kommentiert ein Vatikanist in Rom.

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Peer Meinert/DPA