Helden des Körpers Das Kahnbein

Ob Oliver Kahn weiß, dass er Kahnbeine hat? Und was er den länglichen Knöchelchen verdankt?

Ob Oliver Kahn weiß, dass er Kahnbeine hat? Und was er den länglichen Knöchelchen verdankt? Dass er ihretwegen dem gegnerischen Mannschaftskapitän kraftvoll die Hand schütteln, zuverlässig die Bälle aus der Luft fischen und seinen Fans zuwinken kann? Das Os scaphoideum, wie das Kahnbein im Lateinischen heißt, ist einer von acht Handwurzelknochen. Es liegt an der Daumenseite, ist größtenteils mit Knorpel überzogen und bildet mit seinen Nachbarn, dem Mond- und dem Dreiecksbein, und den Enden von Elle und Speiche das Handgelenk.

Besonders strapaziert wird das Kahnbein bei Stürzen auf den ausgestreckten Arm. Wenn man zum Beispiel auf Glatteis ausglitscht, beim Inlineskaten strauchelt oder nach Elfmetern hechtet und sich dabei auf dem Boden abfängt, geht der kleine Knochen häufig zu Bruch. Dann schmerzt das Gelenk, wird druckempfindlich und schwillt ein wenig an - die meisten Betroffenen tippen anfangs auf eine Verstauchung.

Auf Röntgenaufnahmen ist ein frischer Kahnbeinbruch schwierig oder gar nicht zu erkennen. Erst 14 Tage nach dem Unfall zeichnet sich der Bruchspalt deutlich ab. Dann sollte schleunigst mit der Behandlung begonnen werden. Denn auch wenn das Knöchelchen klein und unscheinbar ist - von allein heilt es nicht zusammen. Vielmehr bleibt ohne Therapie eine Lücke bestehen, die Knochenteile reiben gegeneinander, das Handgelenk schmerzt immer stärker, verschleißt und kann schließlich sogar steif werden.

Um das zu verhindern, gibt es zwei Möglichkeiten: Operieren und dabei mit einer Spezialschraube die Knochenstücke stabilisieren. Oder den Arm eingipsen, drei Monate lang. Diese Zeit der Ruhigstellung ist in der Medizin rekordverdächtig und beweist, was für ein Sensibelchen das Kahnbein ist - kein anderer menschlicher Knochen braucht so lange, um wieder zusammenzuwachsen.

Anika Geisler

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