Oben ohne Kopfkino zum Jahrestag

  • von Uta Melle

Jahrestage können schön aber auch grausam sein. Einerseits empfindet man Glück und Stolz, weil man überlebt hat, andererseits erinnert man sich plötzlich genau an diese Tage – an all diese kleinen und großen seelischen Schmerzen.

Vor genau 6 Jahren habe ich die schlimmste Woche meines Lebens erlebt: Es wurde Brustkrebs bei mir diagnostiziert und 2 Tage später verstarb meine Mutter an Krebs in der Nacht zu meinem 40. Geburtstag.

An allen anderen Tagen des Jahres ist die Erinnerung daran eher schwammig, nicht detailliert. Doch dann kommt DIE WOCHE. Das fängt damit an, dass ich mich an das Knotenertasten erinnere und dann geht es ab: Kopfkino hoch 3: Die Biopsie, die Diagnose, die Entscheidung zur beidseitigen Mastektomie, die gefühlten 1000 Telefonate um zu organisieren, dass Mami nichts von meiner Diagnose erfährt, die Absage der Geburtstagsparty. Danach der Abschied von Mami, die Hin- und Herfahrerei Berlin-Plön-Berlin-Plön-Berlin. Der Tod von Mami.

Eigentlich sollte ich in dieser Woche glücklich sein, denn ich habe ja schon 6 Jahre überlebt und es geht mir super. Doch meine Gefühle spielen da nicht mit. Plötzlich kommt mir der Wortlaut eines der vielen Telefonate in den Sinn oder die e-Mail, die ich zur Geburtstagspartyabsage geschrieben habe oder der letzte Moment mit Mami oder diese fürchterlichen Autofahrten oder der Butt, den ich an der Ostsee gegessen habe, nachdem ich Mamis weichen, warmen, toten Körper verabschiedet habe – ich weiss genau, was ich zu welcher Uhrzeit in den Tagen gemacht habe. Ohne Scherz: Es sind wirklich wirklich viele Kleinigkeiten, die sich in dieser Woche kanalisieren. Es ist wie eine Trauerwoche – nach ihr ist es wieder ok.

Heute habe ich Geburtstag. Die Sicht wird langsam schon milder, die Tränen laufen nicht mehr täglich. Allerdings rate ich immer noch niemandem, sich in dieser Zeit mit mir anzulegen.

Ich höre von vielen Menschen, dass es ihnen genauso geht. Viele schaffen es aber auch, diese Zeit richtig zu feiern. Das gelingt mir nicht, was wohl eher etwas mit dem Tod von Mami zu tun, da sträubt sich bei mir alles gegen die Fröhlichkeit.

1.000 Dinge, denen ich mit einem Kurztrip nach Kreta versuche, nicht so viel Raum im Kopf zu geben. Ein bisschen freundliche Ablenkung wird gut tun. Und ein „Jamas, Mami! Ich liebe Dich!“.

Das Leben ist wunderschön – in diesen Tages darf es aber auch mal ein wenig schwach und traurig sein!

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