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Schweineherzen: Rettung für schwerkranke Patienten?
Diese Schweine oder ihre Artgenossen, könnten in Zukunft herzkranken Menschen das Leben retten. Mit ihren Organen. Am Lehrstuhl für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie der LMU München erforscht Professor Eckhard Wolf mit seinen KollegInnen die Möglichkeiten einer Herztransplantation vom Schwein in den Menschen. "Wir arbeiten im Bereich der Xenotransplantation. Unsere Aufgabe dabei ist es, die Spenderschweine genetisch so zu modifizieren, dass ihre Organe nach der Transplantation im Menschen nicht abgestoßen werden. Wie machen wir das: Wir müssen dafür genetische Modifikationen einführen, nämlich drei Schweinegene ausschalten und mindestens zwei menschliche Gene hinzufügen. Das alles läuft in kultivierten Schweinezellen. Wir suchen uns dann diejenigen Zellen heraus, in denen die Modifikation geklappt hat. Und dann verwenden wir die Zellen für den Kerntransfer, das heisst, das Klonen nach der Dolly-Technik, um aus den Zellen zunächst Embryonen herzustellen." Die werden dann in der Schweinezuchtanlage in Empfängertiere eingepflanzt. Nach 114 bis 116 Tagen kommen die genetisch modifizierten Schweine dann zur Welt. Die Wissenschaftler haben vergleichsweise kleine Schweinerassen ausgewählt. Die Größe ihrer Herzen passt besser zum Menschen. Auch für bestimmte Viren sind diese Schweine nicht anfällig, ein weiterer Vorteil. Diese Exemplare sind drei Monate alt. "Unsere Anlage ist zugelassen für das Halten und Züchten von Tieren zu Versuchszwecken. Dort wird den Tieren wesentlich mehr Platz zugestanden als in der ganz normalen landwirtschaftlichen Haltung. Wir haben besondere Hygienemaßnahmen. Das heisst, die Anlage darf nur betreten werden über eine Hygieneschleuse, wo man sich komplett umziehen und duschen muss. Wir haben auch ein speziell behandeltes Futter, eine spezielle Lüftung, um sicherzustellen, dass eben keine Krankheitserreger in die Anlage kommen." Schweine, die gezüchtete werden, deren Erbgut manipuliert wird, um Menschen Organe zu liefern? Als Ersatzteillager, wie Gegner sagen. Kristina Berchtold ist Sprecherin des Tierschutzvereins München e.V. und weiß um die Komplexität der Thematik. "Wir haben auch als Tierschützer Verständnis für jeden, der die Xenotransplantation befürwortet. Aber im Sinne des Tierwohls ist es nicht vertretbar. Und es ist auch eine weitere Möglichkeit für den Menschen, ein Tier auszubeuten und zu missbrauchen." In den USA war es einem Team an der University of Maryland im Januar erstmals gelungen, ein genetisch verändertes Schweineherz in einen sterbenskranken Menschen zu verpflanzen. Drei Wochen nach der OP ging es dem Mann gut. In der vergangenen Woche warnten seine Ärzte aber vor weiter bestehenden Risiken: Infektionen, Abstoßung und hoher Blutdruck. Noch einmal Professor Wolf von der LMU München: "Das Spenderschwein, das in den USA verwendet worden ist, war ein geklontes Schwein. Das heisst, man hat es aus zehnfach genetisch modifizierten Zellen durch den Kerntransfer hergestellt. Das ist für die routinemaßige klinische Anwendung sicher nicht der richtige Weg. Weil das Klonen an sich auch Nebenwirkungen haben kann, die wir vermeiden wollen. Wir werden unsere Spenderschweine auf jeden Fall durch Zucht erstellen. Das heisst, wir werden nur die Gründertiere über das Klonen generieren und dann alle weiteren Generationen sozusagen ganz normal durch Zucht erstellen." Nach dem erfolgreichen Pilotexperiment in den USA sei zu erwarten, dass ähnliche Studien in den kommenden zwei bis drei Jahren auch in Deutschland laufen könnten, mit Blick auf Herzen, aber auch Nieren. Denn bei denen sei der Bedarf noch größer, so Professor Wolf.