"Meerjungfrau" Morde unter Müttern

Schwedens Krimi-Queen hat wieder zugeschlagen. Mit der "Meerjungfrau" bleibt Camilla Läckberg auch im sechsten Buch ihrem Stil treu. Am Ende müssen ihre Fans zittern.

Endlich mal wieder ein skandinavischer Krimi ohne alkoholkranken, depressiven Kommissar. Camilla Läckbergs "Meerjungfrau" kommt auch ohne abgetrennte Körperteile und brutal-blutiges Gemetzel in skandinavischer Idylle aus. Schwedens Krimi-Königin spielt stattdessen erfolgreich die Psycho-Karte. Im Mittelpunkt: Familienmenschen. Mindestens einer von ihnen aber klappt am Ende dann doch wieder - typisch skandinavisch - ausgebrannt zusammen.

Kommissar Patrick Hedström und die Autorin Erica Falck stehen diesmal vier Freunden gegenüber, die ein grausames Geheimnis aus Kindertagen verbergen. Einer von ihnen wird ermordet im Eis gefunden. Der zweite, ein frischgebackener Schriftsteller, erhält Drohbriefe und kommt mit der eigenen Vergangenheit nicht klar. Wer hinter das Geheimnis kommen will, muss herausfinden, wer die kleine Meerjungfrau - ein behindertes Mädchen - zum Schweigen bringen wollte.

"Meerjungfrau"

Von Camilla Läckberg
List Hardcover
Preis: 19,99 Euro

Die Perspektive von Frauen

Wie bereits im "Engel aus Eis" und der "Eisprinzessin" sind auch diesmal Familie und Eltern-Kind-Beziehungen der Schlüssel zu Läckbergs Erzählung. So nimmt nicht nur Ericas wachsender Zwillings-Bauch viel Raum ein. Auch ihre Schwester Anna ist schwanger, Polizeichef Mellberg wird Reserve-Opa für das Kind einer Kollegin. Die Perspektive von Frauen ist typisch für skandinavische Krimis aus weiblicher Feder. Während Henning Mankell und einige seiner Kollegen häufig gesellschaftliche Missstände anprangern, suchen die zunehmend erfolgreicheren Frauen im Krimi-Genre zwischenmenschliche Ursachen für Mord und Totschlag.

So führt der Weg zum Mörder auch in der "Meerjungfrau" über eine gestörte Mutter-Sohn-Beziehung. Mit wechselnden Erzählern entwickelt Läckberg einen zweiten, beängstigenden Handlungsstrang. Dabei geht es um einen kleinen Jungen, der von seiner Adoptivmutter wie Luft behandelt wird und alles tut, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen - mit schrecklichen Konsequenzen für die gesamte Familie. Durch diese Mehrdimensionalität legt Läckberg Beweggründe offen und erzeugt eine besondere Dynamik. Auch wenn die Handlung durch die vielen Charaktere zunächst etwas an Tempo verliert, fesselt sie vor allem im letzten Drittel.

Die "Meerjungfrau" wird vor allem diejenigen Leser begeistern, die leichte, unterhaltsam geschriebene und dennoch tiefgründige Krimis mögen. Für Fans der detektivischen Schriftstellerin Erica Falck wird es am Ende noch einmal kritisch: Wie immer schließt Läckberg mit einem Cliffhanger - wie gut, dass der nächste Band auf Schwedisch bereits erschienen ist.

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Theresa Münch/DPA