Das Urgestein deutscher Punk- und Anarcholiteratur, Jan Off, hat mit "Nichts wird sich niemals nirgendwo ändern" seinen neuen Roman vorgelegt. Worum geht's? Unzufrieden mit der politischen Lage und ihren persönlichen Situationen beschließen vier junge Hamburger, sich nicht länger einer gefühlten Ohnmacht hinzugeben. Sie planen einen Coup, der bundesweit für Aufmerksamkeit sorgen soll – gar alle ähnlich Fühlenden zum Handeln gegen die vermeintlich schicksalshaften Zustände auffordert.
Die Welt soll sich zum Besseren ändern
Mit "Wir waren jung und zornig. Und dieser Zorn machte uns verwegen", startet der Protagonist die Beschreibung davon, wie er sich zusammen mit zwei toughen Mitstreiterinnen und seinem Kompagnon Oke aufmacht, in der stolzen Kaufmannsstadt Hamburg ein Zeichen gegen Ignoranz und Konsumfetischismus zu setzen. Ihre Idee: Der Riesenweihnachtsbaum im Herzen der Binnenalster soll in Flammen aufgehen.

Wohl nicht zufällig erinnert die Gruppen-Motivation an die derzeit stattfindenden G-20-Prozesse, die die Umstände des 2017 ordentlich in die Hose gegangenen Weltenlenker-Treffens in Hamburg aufarbeiten sollen. Auch die mit Empörungsadjektiven kaum mehr beschreibbaren Zustände in griechischen Flüchtlingslagern oder die von der europäischen Union in Form von Frontex sabotierten Bootsüberfahrten Richtung der italienischen Küste bilden den realen, wie auch fiktiven Kontext, in dem sich die Gruppe in "Nichts wird sich niemals nirgendwo ändern" zum widerständigen Handeln entschließt.
Fabelhaft eingestreuter Humor Jan Offs
Trotz aller politischer Diskussion, durch die alle vier fortwährend das Für und Wider ihres Plans abklopfen, kommt in Jan Offs Romanen der Humor nie zu kurz. Einmal steht der Protagonist einer Herausforderung gegenüber, die er mit sehr spezieller Kreativität zu lösen versucht: "Ich saß auf dem Bett, rauchte eine Zigarette und beobachtete das Zwerghamsterpärchen. Irgendetwas stimmte nicht mit den beiden. Der dickere (...) schien (...) den kleineren auf eine ungesunde Art zu dominieren."
Das größere der Tiere nutzte das kleinere Tier gar "als Schlafunterlage" und das durfte – undemokratische Gesetze der Wildnis hin oder her – nicht unwidersprochen bleiben. "Wie konnte ich das Schlafproblem lösen?", fragt sich die Hauptperson. "Vielleicht mit einer Reißzwecke, die ich (...) in Art einer Pickelhaube auf dem Kopf (des schwächeren Tieres, die Red.) befestigte." Denn das würde "das Nächtigen auf dem Leib seines bedauernswerten Mitbewohners zweifelsohne verleiden."
Ob es gelingt, die ungerechte Schlafsituation oder gar die ungerechte Weltsituation zu beeinflussen, sei hier nicht verraten. Fest steht jedoch: Wie wir uns auch verhalten (das wir sei hier der Empathie der zukünftigen Leser dieses Werkes vorweggenommen), nichts wird sich niemals nirgendwo ändern.